Sieben Sechzehntel
"Am nächsten Tage werde ich von der Buchhändlerin von Gernsbach zum Bahnhof Baden-Baden zurückgefahren. Während der Fahrt gesteht sie mir, sie hätte mit israelitischen Freunden errechnet, daß sie zu sieben Sechzehntel jüdisch sei. Mit israelitischen Freunden. Das klingt verdächtig. André Wurmser hat einmal geschrieben, Israeliten seien wohlhabende Juden. Gut. Das Fräulein hat also mit wohlhabenden Juden ausgerechnet, daß sie zu sieben Sechzehntel israelitisch sei. Das bedeutet gleichzeitig, daß sie zu neun Sechzehntel arisch ist, Nicht einmal die Hälfte des Blutes ist also verseucht. Sie ist, falls die Nazis wiederkommen, eine Deutsche. Falls sie nicht wiederkommen, und das will ich hoffen, gehört sie zum auserwählten Volk. Wenigstens zu sieben Sechzehntel. Ziemlich auserwählt also. Und hier möchte ich dem Fräulein eine Botschaft übermitteln. Sie ist - meines Erachtens - weder arisch noch israelitisch. Sie ist eine schöne junge Frau, und ich bin bereit, ihr schriftlich zu bestätigen, daß sie zu sechzehnteln ein Mensch ist. Oder, sagen wir, zu fünfzehn Sechzehnteln. Zu einem Sechzehntel ist sie eien Zahlenklauberin, die mit falscher Arithnmetik falsche Dinge beweist. Ich wil ihr das nicht vorwerfen. Nur: Sie ist - ein wenig - der giftigen Saat der Rassentheoretiker unterlegen, die wie Unkraut weiterwuchert und wohl nie auszutilgen ist."(André Kaminiski in: Schalom allerseits.)

[ Top | Zurück ]


Most recent revision: April 07, 1998

E-MAIL: Martin Blumentritt