Ausländer rein sagten sich die Nazis
Martin Blumentritt
Überlegungen anläßlich der historischen Studien von Ulrich
Herbert zur Problematik von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im 20. Jh.
"Der nationalsozialistische "Ausländer-Einsatz"
zwischen 1939 und 1945 stellt den größten Fall der massenhaften, zwangsweisen
Verwendung von ausländischen Arbeitskräften in der Geschichte siet dem
Ende der Sklaverei im 19.Jahrhundert dar. Im August 1944 waren auf dem Gebiet des
"Großdeutschen Reiches" 7,8 Millionen ausländische Zivilarbeiter
und Kriegsgefangene als im Arbeitseinsatz beschäftigt gemeldelt; hinzu kamen
etwa 500.000 überwiegend ausländische KZ-Häftlinge. Somit waren zu
diesem Zeitpunkt knapp 30 % aller in der gesamten WIrtschaft beschäftigten
Arbeiter und Angestellten Ausländer, die man größtenteils zwangsweise
zum Arbeitseinsatz ins Reich gebracht hatte."(Ulrich Herbert, Der "Ausländer-Einsatz"
in der deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945 in: Arbeit, Volkstum, Weltanschauung,
Über Fremde und Deutsche im 20.Jahrhundert, S. 121)
Die Debatte um Asylbewerber und Ausländerfeindlichkeit ist Ulrich Herbert zufolge
durch drei Faktoren gekennzeichnet, durch 1. die Fiktion der Voraussetzungslosigkeit,
durch 2. den ideologisch- moralischen Fundamentalismus und durch 3. die Fiktion
der "Lösbarkeit".
Ad 1) Die Debatte der sog. Ausländerfrage wird alle 4-5 Jahre neu geführt
und dabei so getan, also ob plötzlich ein neues Problem aufgetaucht sei. Dabei
wir die Debatte schon seit 100 Jahren mit gleichen Fragestellungen und gleichen
Frontlinien geführt.
Als wirtschaftlich stärkstes Land in Mitteleuropa ist Deutschland seit mehr
als 100 Jahren Anziehungspubkt für Arbeiter aus dem Osten und Süden. Für
die Wirtschaft war das finanziell stets attraktiv, da man über ein Reservepotential
am Arbeitskräften verfügte, die man zu Zeiten guter Konjunktur holte und
zur Zeit wirtschaftlicher Krisen wegschickte. Vor allem niedrige Löhne, schlechte
Arbeitsbedingungen und flexible Einsetzbarkeit garantieren viele Vorteile. Friedrich
Syrup, Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung schrieb schon
1914:
"Es ist fraglos, daß die deutsche Volkswirtschaft aus der Arbeitskraft
der im besten Alter stehenden Ausländer einen hohen Gewinn zieht, wobei das
Auswanderungsland die Aufzuchtkosten bis zur Erwerbsttätigkeit der Arbeiter
übernommen hat. Von noch größerer Bedeutung ist jedoch das Abstoßen
oder die verminderte Anwerbung ausländischer Arbeiter in Zeiten wirtschaftlichen
Niedergangs. DIe ausländischen Tagelöhner zeigen die größere
Bereitwilligkeit, grobe und schwere Arbeiten zu übernehmen, als die auf höherer
Kulturstufe stehenden deutschen Arbeiter. Ihnen sind gewisse Arbeiten vorbehalten,
die der deutsche Arbeiter nur mit Widerstreben ausführt. Das Abstoßen
dieser Arbeiten auf die Ausländer bedeutet keine Entartung, sondern eine in
hygienischer Beziehung erwünschte Förderung der Volkskraft. Ist es unvermeidlicch,
ausländische Arbeiter heranzuziehn, so erscheint es auch sozialpolitisch angezeigt,
sie gerade mit den niedrigsten entlohntesten Arbeiten zu beschäftigen, denn
dadruch besteht für die einheimische Arbeiterschaft gleichzeitig der beachtenswerte
Vorteil, daß ihr der Aufstieg von der gewöhnlichen zu der qualifizierten
und gut entlohnten Facharbeit wesentlich erleichtert wird."(cit. a.a.O. S.215)
Auch die Gegenposition blieb nicht aus, so schrieb ein Leipziger Arbeitsrechtler
1910:
"Die Vermischungg mit all diesen fremden Elementen kann für die Reinheit
der germanischen Stämme nur verhängnisvoll sein. Möge die Vorsehung
Deutschland davor bewahren, seine eigenen Landeskinder zu Gunsten fremder Staatsangehöriger
verkommen zu lassen."(a.a.O.)
Und die Sozialdemokratie hatte auf Nationalsozialismus schon weit früher ihre
Urheberschaft. So steht in den Sozialistischen Monatsheften heftige Angriffe gegen
"die Überschwenglichkeit eines Internationalen, der jeden Ausländer,
und sei es der schmierigste Chinese oder der unkultivierte Botokude, in schwärmerischer
Begeisterung an sein Herz drückt".
Nun hatten die Vorteile der Ausländerbeschäftigung für das Kapital
eine Voraussetzung, nämlich die Sozialisation unter Bedingungen, die niedrigere
Löhne und soziale Standards in ihrem Heimatland. Nach einigen Jahren verblaßten
diese und die Verhältnisse im EInwanderungsland Deutschland wurden zum Maßstab.
Daher dachte sich das Kapital die Rotation und der Saisonarbeit als perfide Methode
der Ausbeutung aus. Die Arbeiter hatten z.B. im Winter das Land zu verlassen und
im Frühjahr wieder erneut nach Arbeit nachzusuchen.
Die Gesamtzahl der ausländischen Arbeiter 1914 betrug 1,2 Millionen, der sog
Ruhrpolen 500.000, wovon 2/3 in der Industrie beschäftigt waren. Das Ausländerproblem
war in der wolhelminischen Zeit ein Dauerbrenner. Zur Zeit der Weimarer Republik
ging die Zuwanderung zurück. Daher ging die Ausländerfeindschaft zurück
und wurde durch den Antisemitismus ersetzt. Obgleich es kaum welche gab, war das
Bild vom orthodoxen Ostjuden das typsche Feindbild anstelle der Realität des
integrierten jüdischen Deutschen.
Seit 1939 rekrutierten die deutschen Arbeitsämter wiederum Polen für den
Arbeitseinsatz im Reich, dann nach und nach aus allen besetzten Ländern.
"Millionen von ausländischen, "fremdvölkischen" Arbeitern
ins Land zu holen, war jedoch ein eklatanter Verstoß gegen die politischen
Grundsätze des Nationalsozialismus; und die Gefährdung der "deutschen
Blutreinheit" durch völkische Überfremdung wurde in der Regimefürhung
laut beklagt. Eine strikte rassistische Hierarchie wurde daher entwickelt, in der
die deutschen Arbeiter ganz oben, die polnischen und vor allem die sowjetischen
Zwangsarbeiter ganz unten standen und unter wahrhaft schrecklichen Arbeitsbedinungen
litten."(a.a.O. 218)
16 Jahre nach dem Krieg begann wieder die Beschäftigung von ausländischen
Arbeitskräften in der BRD. Öffentlich wurde natürlich mit keinem
Wort auf die Vorgeschichte der Ausländerbeschäftigung eingegangen. Vorher
hatten ja die nach Westdeutschland strömenden Flüchtlinge aus den Ostgebieten
und der SBZ Aufnahme gefunden. Bis 1960 trafen 13,2 Millionen Flüchtlinge ein,
die genauso Fremdlinge waren, wie die dann später Kommenden. Daher waren großzügige
Wohnungsbauprogramme und finanzielle Strathilfen propagiert und durchgesetzt worden.
So konnte der Unterschied zwischen Einheimischen und Zugewanderten rasch in den
Hintergrund treten.
Das zeigt, wie Integrationpolitik und Integrationwilligkeit genau die Probleme beseitigen
hilft, die nationalistische Indoktrination stets im Munde führt. Allerdings
darf man nicht vergesessen, daß bis weit in die 50er Jahre die Konflikte erheblich
waren, jedenfalls dort wo die Flüchtlinge auf relative homogene soziale Milieus
stießen, wie in bestimmten ländlichen Milieus. Vor allem Lastenausgleich
und billige Kredite führten zu Eruptionen von Fremdenfeindlichkeit gegenüber
den staatsbürgerrechtlich definierten "Deutschen". Aber das Ergebnis
war dann doch eine Integration und die Einwanderer fielen nicht mehr auf.
Als die Flüchtlinge ausblieben mußten sog. "Gastarbeiter" ins
Land geholt werden, spätestens seit dem Bau der Berliner Mauer 1961, war der
Flüchtlingsstrom unterbrochen. (Mit dem Fall der Mauer hat sich das nunmehr
geändert) Rasch stieg die Zahl von ausländischen Beschäftigten von
1960 bsi 1966 von 300.000 auf 1,2 Millionen. Es gab massive Anwerbungskampagnen.
Wiederum lohnend war das aber nur - in Anknüpfung an die wilhelminische Tradition
- wenn Maßstab der Entlohnung das Heimatland war. So waren es vor allem Italiener,
Spanier, Portugiesen, Jugoslawen, Griechen und später dann auch Türken.
Als wesentlicher Vorteil war immer betont worden, daß bei eventueller Arbeitslosigkeit
die Arbeiter wieder zurückgeschickt werden können. Daß nicht bloß
Arbeiter, sondern Menschen kamen, hatte man übersehen.
Als 1966/67 das Kapital in Verwertiungsschwierigkeiten geriet und der Nachkriegsaufschwung
seinen ersten EInbruch hatte, bestätigte sich die alte Doktrin des "Gastarbeiters"
als konjunkturelles Ausgleichsinstrument. Die Zahl sank um 400.000 Ausländer,
während im anschließenden Boom bis 1973 wiederum mehr als 2 Millionen
Ausländer angeworben wurden, vor allen dann aus der Türkei. Im Rahmen
der OPEC-Krise, des Ölboykotts wurde dann wieder ein Anwerbestopp verhängt.
Das sind nun mehr als 20 Jahre und die Zahlen der beschäftigten Ausländer
sind dennoch nicht etwa gesunken. Aus Arbeitsemigranten sind eindeutig Einwanderer
geworden.
Da diese Dinge ja sehr beschämend sind hat man sich um diese Problematik stets
gedrückt und kaum Strategien entworfen, wie denn nun in der immer multikulturell
werdenden Gesellschaft die Integration optimiert werden kann. Die Entwicklung vom
"Gastarbeiter" zum Zuwanderer ist kaum bewußt wahrgenommen worden.
Ad 2) der ideologisch-moralische Fundamentalismus
"auf der einen Seite wird die massenhafte Zuwanderung als Bedrohung der - je
nach Sprachgebrauch - kulturellen, ethnischen oder völkischen Identität
der Deutschen bekämpft - was in einem Land, das es als Natonalstaat erst sein
120 Jahren gibt und dessen Teile sich zuvor gegenseitig als "Ausland"
deklarierten, besonders eigentümlich wirkt; insbesondere dann, wenn die Parole
von dem Boot, das voll sei, mit der Besorgnis, die Deutschen stürben aus, offenbar
problemlos verkoppelt wird."(a.a.O. 213)
Keineswegs war der völkische Nationalismus der Deutschen, die der schließlich
in Auschwitz mündete, eine Erfindung der Nazis, er gründet in der Spezifität
deutscher Geschichte. Das Prädikat "deutsch" war nicht über
eine langen Zeitraum mit einenm bestimmten Territorium verknüpft, wie etwa
"französisch", sondern umgekehrt durch das Fehlen einer Defintion
im Sinne der Staatsangehörigkeit. Die "deutsche Nation" als "Erwartungsbegriff"(Koselleck)
umfaßte auch nach der Gründung eines Deutschen Reiches mehr als das Staatsgebiet,
insbesondere nach dem von Deutschland initiierten und verlorenen ersten Weltkrieg,
der mit der Abtrennung von Gebieten mit "deutscher" Bevölkerung endete,
woraus der völkische Nationalismus, der deutsch-völksche Chauvinismus
entstand, der nach 1933 expolodierte.
Jeder Nationalismus kann die eigene Selbstdefintion nur durch die Abgrenzung, was
als fremd und nicht-eigen, also in dem Falle nicht-deutsch, entwickeln. Das fand
während der Zeit des zweiten Weltkriegs seinen mörderischen Ausdruck.
Dieser hatte allerdings wiederum, nach dem Scheitern des deutschen Nationalismus,
Rückwirkungen, wie Umsiedlungen oder Deportatione - wie unter Stalin. Das hat
dann im Grundgesetz eingang gefunden in der unseligen völkischen Definition
der Deutschen, die zunächst einmal keinerlei Bedeutung hatte, aber dann in
den 60er Jahren unter dem Stickwort der Familienzusammenführung firmierte,
so daß Auswanderung von Deutschen aus Polen, der UdSSR und andren Ostblockstaaten
folgten. Das das wiederum zu Konflikten führen könnte, daran hatte man
- trotz der möglichen Erinnerung an die 50er Jahre - gedächtnislos, worauf
man sich auf die Deutschen immer verlassen kann - natürlich nicht gedacht.
Mit dem Asylgesetzen sind auch Privilegien für die sog. "Deutschstämmigen",
also privilegierten Ausländern, die sogleich Inländer sind geschaffen
worden. Sie sind wie Einheimische und dazu noch aufgrund ihrer Notlage mit bestimmten
Vergünstigungen zu behandeln. Nun an die völkisch-rassistischen Kriterien
hat die westdeutsche und später die ostdeutsche Bevölkerung nicht so recht
gewöhnen können. Die "Spätaussiedler" werden gar nicht
als Deutsche akzeptiert, sie sind auch nicht weniger fremd als die "Gastarbeiter"
und es fällt sogar weg die Unterprivilegiertheit der "Gastarbeiter",
die Genugtuung noch jemanden unter sich zu haben. Gerade die Vergünstigungen
gelten der Bevölkerung als ungerechtfertigtes Privileg. Die völkische
Definition des Deutschseins wird bereits als überholt empfunden. So gesehen
haben die Neonationalisten, die sich auf völkischen Nationalismus berufen schlechte
Karten und zum Teil geben sie ja schon dem "gesunden Volksempfinden"(Goebbels)
nach und hetzen ebenso gegen Aussiedler, sie hätten bloß einen deutschen
Schäferhund gehabt. Da ist die Rechte mittlerweile in sich schon verstritten.
Hinzu kommen spätestens seit dem Ende der 80er Jahre die Asylbewerber, die
aus wirtschaftlich vornehmlich schwächeren Ländern kmmen, die regelmäßig
instabile und undemokratische Regime haben, so daß die Grenze zwischen wirtschaftlicher
und sozialer Motivation und politischer Verfolung nur willkürlich zu ziehen
wäre. Die Freude über das Verschwinden des "Eisernen Vorhangs"
(soz. Honnegers Rache) wird getrübt, daß die alte schon aus dem 19. Jh.
stammende Tradition der Ost-West-Wanderung, die unterbrochen und aufgestaut war,
sich fortsetzte.
ad 3) die Fiktion der Lösbarkeit
"Sowohl Befürworter einer radikalen Zuwanderung als auch Verfechter eine
radikalen Grenzöffnung suggerieren, auf diese Weise seien bestehende Konflikte
und Probleme (womöglich schnell) lösbar; daß es in der Praxis vielmehr
um Abmilderung und Steuerung, um pragmatische und mittelfristige Korrekturversuche
der Auswirkungen eienr globalen und die Einwirkungsmöglichkeiten eines Einzelstaats
bei weitem übersteigenden Entwicklung geht, wird übersehen oder unterschlagen."(a.a.O.
214)
Auch hier sieht man wie gefährlich die Rechte - nicht erst die Neonazis - ist.
Wenn die Probleme gleichwie, aber keinesfalls national überhaupt noch lösbar
sind, dann sind sie eines der potentiellen - es sei denn es wäre schon ein
point of no return erreicht, dann bereitet die Rechte bereits den Untergang der
Gattung - Ursachen für den Untergang nicht bloß der Deutschen, den sie
gern an die Wand malen, sondern der Gattung Mensch. Es droht, daß die Menschen
irgendwann überhaupt nicht mehr anschlußfähig für die Lösung
von Problemen sind. Die Pseudolösung der Homogenisierung, die Rechte vorschlagen,
wird nicht einmal kurz oder mittelfristig vor einer Katatstrophe bewahren, sondern
sie noch schlimmer herbeiführen. Dabei sind kurzfristig schon Entwicklungen
einzuleiten, die Anschlußfähigkeit für da Überleben der Menschheit
sichern.
So muß endlich die Faktizität, daß die BRD ein nolens volens Einwanderungsland
ist, offensiv zur Kenntnis genommen werden. Und es wird zur Kenntnis zu nehmen sein,
daß die Zuwanderung eher zunehmen wird und zwar für lange Zeit. Aller
hektischen Debatten zum Trotz wird kein noch scharfe Reglement daran etwas ändern.
Eine rationale Stuerung kann allerdings nur dann erfolgen, wenn man das Problem
nicht leugnet, daß aus innenpolitischen Gründen allein schon eine Steuerung
der Einwanderung und die Integration aller Einwanderer notwendig ist. Am Problem
wird sich allerdings dadurch nichts ändern. Dies liegt nicht im Einflußbereich
einzelner Regierungen, sondern ist ein Problem des Weltsystems, regionalisierten
Reichtums und Armut, dem Imerialismus als Prinzip der Weltökonomie.
Und die Einwanderung ist als soziales Phänomen ernstzunehmen. Es wandern nicht
Fremde ein, sondern arme Fremde, die Wohnung, Arbeitsplatz und soziale Versorgung
bedürfen, die in der Klassengesellschaft der BRD ebenso auf das untere Drittel
der Gesellschaft treffen, das sich selber einen Bärendienst leisten würde,
wenn sie mit den noch Ärmeren nicht solidarisch ist. Denn an ihnen wird das
exekutiert, was sie dann erwartet und auch schon - als Sozialabbau erreicht hat.
In Wahrheit steckt hinter den Problemen die Ethnisierung der Armut und Sozialpolitik.
Töricht ist es mit Ignoranz und Scheinlösungen wie verschärften Asylgesetzen
und Ausländerraussschafferei und Abschiebung zu reagieren. Das staut die Probleme
nur noch mehr auf, bis sie sich zu brenzligeren Gefahren bis hin zum Weltkrieg auswachsen.
Zwar ist ist illusorisches, das das jetzige System der Weltökonomie, das nicht
einmal die UNO-Forderungen nach Abschaffung der Armut, die prinzipiell möglich
ist, wenn man will, leistet, die Problem überhaupt - wenn überhaupt in
den Blick - in Griff bekommt. Massenwanderungen werden bis dahin keine Ausnahme,
sondern die Regel sein. So hat sogar die USA ihre Politik gegenüber Kuba einen
Schritt geändert und wird es weiterhin ändern müssen, was das Überspringen
ideologischer Hemmnisse erfordert. Dort zeigt sich schon, daß das ganze Problem
im Bezugsrahmen von Nationalstaaten, den man in Menschenrechtsfragen schon längst
aufgeben hat, auch bei der Armutsfrage aufgeben muß. Das ist nicht einmal
mehr ein moralisches Problem, sondern eine Überlebensfrage. Denn die Dritte
Welt ist schon längst in der ersten immanent entstanden, als Armut in den Metropolen.
Und daher hört man so selten nach 1989 von den vermeintlichen Errungenschaften
der Marktwirtschaften, nachdem sie überall ausnahmslos wütet. Lang wird
man sich jedenfalls nicht mit der Mißwirtschaft von Zentralverwaltungswirtschaft
herausreden können, die immerhin die Armut vermied.
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Most recent revision: April 07, 1998
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