Was will die "Neue Rechte"?
Nationalrevolutionäre und Solidaristen in der grünen/alternativen Szene
Inhalt
Entwicklungsphasen
Zur Ideologie der "Neuen Rechten"
Nicht faschistisch?
"Neuer" Nationalismus: Eine Alternative für die
Linke?
Neue Rechte" und Ökologie
Aufwind für die "Neue Rechte"?
Anmerkungen
Etwa seit der Mitte der 60er Jahre gibt es in der BRD die sogenannte "Neue
Rechte". Sie ist in zwei Flügel gespalten, die durch die 1974 gegründeten
Organisationen "Sache des Volkes/Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation"(SdV/NRAO)
und "Solidarische Volksbewegung"(SVB) repräsentiert werden (1)). Beide Organisationen sind - selbst an den Verhältnissen des
hiesigen Rechtsextremismus bemessen - relativ klein (2). Auch ihre ideologische Ausstrahlungskraft auf das rechtsradikale
Lager ist begrenzt, obwohl partielle Einflüsse, so z.B. bei den "Jungen
Nationaldemokraten" der NPD nachzuweisen sind. Ins Gespräch gekommen sind
"Nationalrevolutionäre" wie "Solidaristen" in jüngster
Zeit wegen ihrer nicht unerheblichen Anstrengungen, in der politisch breit gefächerten
grünen und alternativen Szene Fuß zu fassen. Wie wir an anderer Stelle
noch belegen werden, können sie dabei teilweise sogar schon auf Erfolge verweisen.
Gerade die Ideologien der "Neuen Rechten", bei denen die Verwendung eines
"antikapitalistischen" Vokabulars und das Lavieren "zwischen den
Fronten" sozusagen zum Handwerk gehört, haben es in dieser Hinsicht erheblich
einfacher, ,Anklang zu finden, als beispielsweise die neonazistische NPD. Grund
genug, diese "linken Leute von rechts" etwas näher unter die Lupe
zu nehmen.
Entwicklungsphasen(Zurück
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Um 1964 bildeten sich die ersten Arbeitskreise jener politischen Strömung,
die heute unter der Bezeichnung "Neue Rechte" bekannt ist. Zu den wichtigsten
dieser frühen Zirkel gehört der Hamburger Arbeitskreis "Junges Forum"
um den damaligen Ingenieurstudenten Lothar Penz. Er gab erstmals im März 1964
die Zeitschrift "Junges Forum heraus, die bis heute als mittlerweile SVB-nahes
Diskussionsforum erscheint. Keimzelle der "Neuen Rechten" in Westberlin
war die in Oktober 1964 entstandene "Initiative der Jugend"(IDJ), in der
auch der heutige SdV/NRAO-Ideologe Sven Thomas Frank führend tätig wurde.
1968 erfolgte die Gründung der "Außerparlamentarischen Mitarbeit"
(APM). die zunächst als Jugendgruppe des von Westberliner SPD- und CDU-Politikern
initiierten und gegen die APO gerichteten "Demokratischen Clubs" fungierte.
Ihr schlossen sich auch die IDJ-Mitglieder an, u.a. Sven Thomas Frank, der zum ersten
Stellvertreter des APM-Vorsitzenden avancierte. Von dort gingen in der Folge u.a.
Forderungen "nach Zerschlagung der APO auf der Straße und in den Institutionen",,
sowie entsprechende öffentliche Aktivitäten aus(3). Ende 1970 bildete die APM vorübergehend eine Aktionsgemeinschaft
zusammen mit dem rechtsradikalen "Ostpolitischen Deutschen Studentenbund"(ODS)
und dem neonazistischen "Bund heimattreuer Jugend"(BJH).
Etwa um 1968 begann die "Neue Rechte" mit dem Aufbau von "festen
Basisgruppen, um Kader als Stamm für eine spätere Zentral- und Massenorganisation
herauszubilden"(4). Derartige "Basisgruppen"
entstanden in etwa 20 Orten; daneben konstituierten sich weitere Gemeinschaften
der "Neuen Rechten", so z.B. der Münchner "Club Symonenko",
der auf Initiative des rechtsradikalen "Osteuropaexperten" Wolfgang Strauss
entstand. Des weiteren wurden die Kontakte zu Gleichgesinnten in der NPD ausgebaut:
So gab es eine Reihe von Orten, wo die "Jungen Nationaldemokraten intern als
NPD-Jugend, nach außen aber als Nationalrevolutionäre Basisgruppen tätig"
waren(5). Für die "Neue Rechte"
aktiv war z.B. der damalige NPD-Bundesjugendreferent Bayerle, der sich auf den Würzburger
"Nationalpolitischen Arbeitskreis" und die "Aktion Junge Rechte"
stützte und "am 14. Januar 1972 eine erste Tagung der nationalrevolutionären
und volkssozialisistischen Basisgruppen nach Würzburg" einberief(6). In diesem Sinne engagierte sich auch ein "Würzburger
Arbeitskreis" um das damalige oppositionelle NPD- Mitglied Karl Brassler u.a.m.
Enge Kontakte bestanden auch zur "links"-faschistischen "Unabhängigen
Arbeiterpartei"(UAP) (7) 1971 fand ein
erstes von der APM organisiertes "Strategietreffen" der damals noch autonomen
"nationalrevolutionären" Basisgruppen in Westberlin statt. Weitere
überregionale Zusammenkünfte dieser Art folgten. Außerdem gab es
die sogenannten "Sababurg-Runden", zu denen sich jeweils die exponiertesten
Ideologen "Leiter von Basisgruppen, Vertreter der linksnationalen UAP und oppositionelle
Kreise der NPD" einfanden (8).
Eine weitere Phase "nationalrevolutionärer" Aktivitäten begann
1972 mit Gründung der "Aktion Neue Rechte"(ANR). Diese Organisation
war am 9.1.1972 von dem ehemaligen stellvertretenden Bundesvorsitzenden und bayrischen
Landesvorsitzenden der NPD, Siegfried Pöhlmann, gegründet worden. Zuvor
hatte er versucht, auf dem Holzmindener NPD-Bundesparteitag gegen den Kurs des damaligen
Vorsitzenden der seit 1969 dahinsiechenden Nazipartei, Adolf von Thadden, Front
zu machen; Pöhlmann war dabei knapp unterlegen, erklärte wenig später
auf dem bayrischen NPD- Landesparteitag seinen Austritt und vollzog noch am gleichen
Tag die ANR-Gründung, der sich in Folge auch zahlreiche Anhänger der "Neuen
Rechten" anschlossen. Auf der Bitte Pöhlmanns entwarf Hartwig Singer,
der tatsächlich Henning Eichberg heißt und bis heute zu den führenden
Ideologen der "Neuen Rechten" zählt, das Manifest der ANR. Der von
der neuen Organisation gewählte Name("Aktion Neue Rechte") konnte
freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Crew um Pöhlmann
im Grunde der "alten Rechten" weitaus näher stand; dies manifestierte
sich bereits bereits im Beitritt zum "Freiheitlichen Rat" des Herausgebers
der neonazistischen "Deutsche Nationalzeitung", Dr. Gerhard Frey, den
Pöhlmann noch im Januar 1972 vollzog. Auseinandersetzungen konnten nicht ausbleiben.
1974 kam es schließlich zur Spaltung der ANR und zur Gründung der "Nationalrevolutionären
Aufbauorganisation"(NRAO). Der Pöhlmann- Flügel verlor an die NRAO
nahezu den gesamten Organisationsapparat sowie auch die meisten Aktivisten. Damit
war das Schicksal der ANR, die ohnehin nie über 650 Mitglieder hinausgekommen
war, besiegelt.
Kurz darauf spaltete sich die gerade erst konstituierte NRAO, deren unterschiedliche
Lager bis dato aufgrund gemeinsamer Gegnerschaft zu Pöhlmann & Co zusammengehalten
hatten: Der Mehrheitsflügel gründete am 311.8.1974 in Frankenberg/Eder
die "Sache des Volkes"/NRAO. ZU ihren führenden Köpfen zählen
Henning Eichberg, Sven Thomas Frank, der ehemalige ANR-Generalsekretär Burre
u.a. Die NRAO-Minderheit hatte bereits eine Woche zuvor in Aschaffenburg die "Solidarische
Volksbewegung" ins Leben gerufen. Ihr war das SdV/NRAO-Konzept als zu "links"
erschienen; insbesondere bezüglich der anzustrebenden "Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung existieren größere Meinungsverschiedenheiten, von
denen weiter unten noch die Rede sein wird.
Zur Ideologie der "Neuen Rechten"(Zurück zum Inhaltsverzeichnis)
Mit Biologismus/Rassismus, Nationalismus und Volksgemeinschaftsideologie finden
sich auch bei der "Neuen Rechten" samt und sonders diejenigen ideologischen
Versatzstücke wieder, die gemeinhin zum Standardrepertoire herkömmlicher
rechtsradikaler Strömungen zählen. Ihre weltanschauliche Differenz zum
Nazismus und Neonazimus, auf deren Betonung die "Neue Rechte" gleichwohl
erheblichen Wert legt, sich bisweilen sogar "antifaschistisch" gebärdet,
ist alles in allem nur graduell faßbar. Dabei kann ein erster oberflächlicher
Augenschein durchaus täuschen:
Die "Neue Rechte" ist schließlich bemüht - darin liegt ihre
Spezialität - traditionelle Thesen und Ziele der Rechtsradikalen in zeitgemäßer
"fortschrittlicher" Verpackung zu verabreichen.
"Im Unterschied zur alten Rechten und zu den Nationalsozialisten, deren Menschenbilder
irrational waren, weil sie den Geist als 'Widersacher des Lebens'(Klages) betrachteten,
wird die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Analyse betont"(9) Man beruft sich in Kreisen der "Neuen Rechten" (übrigens
auch zunehmend bei den "alten Rechten") auf einschlägig hervorgetretene
Verhaltensforscher wie Konrad Lorenz, den amerikanischen Professor Arthur Jensen
u.a. Demnach sei der Mensch "ein primär durch biologische Evolution, Rasse
und Instinkte bestimmtes Wesen, das in der ständigen Spannnung zwischen Natur
und Geist lebt."(10) Faktoren der "sozialkulturellen"
Umwelt werden entsprechend als sekundär angesetzt. Alle Politik sei daher darauf
abzustellen, "die angeborene Triebverfassung des Menschen lebensgerecht (zu)
prägen". (11) Es müsse Schluß
gemacht werden mit dem "Vorurteil von der Sonderstellung des Menschen abseits
der Natur"(12) Der Mensch glaube zwar,
sich aus "seinen animalischen Bindungen freidenken zu können", (13) bleibe aber - ob er will oder nicht - seinen
"angeborenen" Trieben Trieben/Instinkten unterworfen ("Territorialtrieb",
"Dominanztrieb", "Besitztrieb", "Aggressiontrieb",
"Sozietätstrieb", "Sexualtrieb"). Auf diesen hier in Kürze
skizzierten Behauptungen beruht das "realistische Menschenbild" der "Neuen
Rechten", davon ausgehend sei die Umwelt zu gestalten. Zwinge Konsequenz: Die
Beseitigung sozialer Unterschiede und Ungleichheiten ist nicht nur "unrealistisch",
sondern unnatürlich! Entsprechend propagiert das Programm der SdV/NRAO sogar
ein "Recht auf Unterschied", womit entgegen den an anderer Stelle geäußerten
"basisdemokratischen Prinzipien" Züge einer hierarchischen, elitären
Gesellschaftsordnung sichtbar werden.
In gleicher Weise betont die "Neue Rechte" auch rassische Unterschiede
und beharrt auf einer strikten Politik der "Apartheit", der sie die unverfängliche
Bezeichnung "Ethnopluralismus" gegeben hat: "Für die Neue Rechten
unterscheiden sich Rassen auch nach ihrer Denkstruktur. Sie beruft sich auf die
Forschungsergebnisse des amerikanischen Professors Arthur R. Jensen (...) Er veröffentlichte
1968 eine Studie über die Frage, weshalb alle Versuche zur Überbrückung
des Bildungsunterschiedes zwischen weißen und schwarzen Schülern nahezu
ergebnislos geblieben sind. Jensen stellte einen konstanten Unterschied in ihrer
Fähigkeit fest, aus Erfahrungen zu lernen. Diese Differenz könnte durch
Unterschiede des sozialen und familiären Milieus nur modifiziert werden. Der
Intelligenzquotient schwarzer Amerikaner liegt nach statistischen Zahlen seines
Instituts durchschnittlich 15 Punkte unter dem weißen (...)Professor Jensen
zog hieraus den Schluß, daß die Intelligenz etwas mit der Rasse zu tun
haben muß. Genetische Faktoren tragen entscheidend zur Erklärung der
geistigen Veranlagung bei. Schlimmer als die Diskriminierung ihrer Hautfarbe wegen
wirkt auf die schwarzen Schüler das Handikap ihres rassischen Erbgutes aus.
Die Rassen sind auch genetisch differenziert. Nicht dergestalt, daß die Weißen
am klügsten und die andern von Natur aus dümmer wären. Es handelt
sich nach Jensen vielmehr um verschiedene Intelligenzstrukturen. Nur (!) in der
Fähigkeit zum logischen und Abstrakten Denken ist die weiße Rasse überlegen.
Der Neger zeichnet sich demgegenüber durch ein besseres Gedächtnis und
größere manuelle(!) Geschicklichkeit aus. Seine geringere Fähigkeit
zum logisch-abstrakten Denken ist jedoch durch äußere Einflüsse
unkorrigierbar."(14) Es mag in diesem
Zusammenhang vielleicht interessant sein, daß Jensen seine "Forschungsergebnisse"
seinerzeit von amerikanischen Rassisten entfachte Kampagne gegen die Rassenintegration
in US-Schulen einbrachte...
Ganz ähnlich äußerte sich auch Hartwig Singer (alias Henning Eichberg)
in einer seiner früheren Schriften: "Die weiße Rasse hat sich im
Verlauf der für uns wahrnehmbaren historischen Entwicklung als die zivilisatorische-technisch
überlegene erwiesen...Die Eigenschaften, die dazu beitrugen, wie Organisationstalent,
Abenteuerdrang, Wirtschaftsgeist, kriegerische Aggressivität und Dynamik, Realismus
und Rationalität u.a. sind wertfrei festzustellen"(15)
Selbstverständlich weisen Singer/Eichberg - sowie die "Neue Rechte"
insgesamt - trotz dieser katastrophal unwissenschaftlichen, rassistischen Geschichtsbetrachtung
den Vorwurf des _Rassismus_ weit von sich. Rassistisch seien allenfalls Versuche
die Rasse auszurotten, historisch "die Judenvernichtung im zweiten Weltkrieg"
sowie in der Gegenwart der "schwarze(!) Ausrottungsterror gegen die Weißen
in Angola, Rhodesien und Südafrika und die entsprechende Agitation der UNO,
die Theorie Lin Bialos(!)" und dergleichen mehr(16)
Natürlich tritt die "Neue Rechte" auch gegen die Integration von
Ausländern hierzulande auf. Die Vermischung der Völker würde letztlich
zur "Untergrabung des Nationalitätenprinzips" und zur Zerstörung
der "biologischen und kulturellen Substanz" Europas führen, "weshalb
die Gastarbeiter so schnell wie möglich in ihre Heimatländer zurückbefördert
werden müßten".(17)
Das so geartete reaktionäre "Menschenbild" der "Neuen Rechten"
ist wiederum einer der ideologischen Stützpfeiler ihres "Neuen Nationalismus"
bzw. "Befreiungsnationalismus". Für bestimmend wird u.a. der "Territorialinstinkt"
gehalten der, "das Leben tierischer wie menschlicher(!) Gesellschaften"
präge.(18) Der Nationalismus wird so
zum unabänderlichen und damit indiskutablen Lebensprinzip erhoben; auch die
schlichte Tatsache, daß - was sich selbst Singer/Eichberg einräumt -
Nationen immer nur zeitweilige, historische, sich verändernde und veränderbare
Gebilde waren und sind, kann die "Neue Rechte" in ihrem völkisch
bornierten Engagement keineswegs beirren, denn: "Nationalismus ist eine psychologische
Tatsache."(19)
SdV/NRAO und SVB begreifen ihren Nationalismus gleichermaßen als "antimperialistisch".
Daran gemessen werden nicht gerade bescheidene Ziele formuliert: "Die Republik
Deutschland", die beispielsweise der SdV/NRAO vorschwebt, soll folgende Staaten
und Territorien umfassen: Die BRD, die DDR, Österreich, die "deutschen
Ostgebiete" (also Teile Polens und der UdSSR), das "Sudentenland"(CSSR)
und Südtirol (Italien). Seltsamerweise will man von der deutschsprachigen Schweiz
absehen, da die Schweiz, trotz ihrer sprachlichen Differenzierung, als eigenständige
Nation anzusehen sei.(20)
Die SdV/NRAO möchte die von ihr anvisierte "demokratische" und "sozialistische"
"Republik Deutschland" unter dezentralen "regionalistischen"
Gesichtspunkten organisiert haben. Das mag zwar recht "progressiv" und
"alternativ" klingen, in Wahrheit sind derartige Konzeptionen so neu aber
nicht. Schon Otto Strasser("linke" NSDAP, später die schwarze Front")
trat seinerzeit in der programmatischen Schrift "Aufbau des deutschen Sozialismus"
mit ähnlichen Vorstellungen an die Öffentlichkeit: Der "großdeutsche
Einheitsstaat" solle föderalistisch gegliedert sein. "Die großen
geopolitischen, religiösen, kulturpolitischen Verschiedenheiten innerhalb des
deutschen Volkes verbieten eine Uniformierung, die dem Wesen des deutschen Volkes
widerspricht. Daher wird das großdeutsche Reich zwar ein einheitliches Reich
sein es wird jedoch in Landschaften gegliedert sein; es wird unter Zerschlagung
der heute willkürlichen Staaten und Länder 12 bis 15 Landschaften umfassen,
die nach geopolitischen kulturpolitischen, stammesmäßigen Einheiten zusammengefaßt
sind."(21)
Daß es hierzulande noch allzusehr an der erwünschten stramm nationalistischen
Ausrichtung mangele, wußte unlängst die mit der SdV/NRAO konkurrierende
SVB in ihrem Organ "SOL" zu beklagen: Man diagnostizierte dort, daß
sich "die Deutschen" nur, "vom Extrem des National-Sadismus Hitlerischer
Prägung in den ebenso perversen Zustand des National-Masochismus hinüberbewegt"
hätten. "Vielen Deutschen ist überhaupt nicht klar, daß sie
infolge dieses Seelenzustandes in subtiler Weise zu Landsknechten fremder und vor
allem lebensfeindlicher Interessen geworden sind! Gegenüber den Entwicklungs-
und Industrienationen, aber auch gegenüber Gastarbeitern und Asylsuchenden
weist unser politisches Verhalten krankhafte Züge schuldbeladener Botmäßigkeit
auf."(22)
Es ist schon unverfroren, wenn die "Neue Rechte" ihre "großdeutschen"
Ambitionen, in deren Kontext immerhin zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen wurden,
als "neu" oder gar "antiimperialistisch" präsentiert. Sicher:
Es hat auch hierzulande einmal einen _fortschrittlichen_ anti-feudalen (nicht völkischen)
Nationalismus gegeben; auch gibt es zweifellos die antiimperialistischen, _national_-demokratischen
Befreiungskämpfe und -Bewegungen in der "Dritten Welt". Nun ist aber
die BRD - und um die geht es schließlich primär - ein Staat, der nicht
nur in erheblichen Maße an der weltweiten imperialistischen Ausbeutung unterdrückter
Völker und Klassen beteiligt ist, sondern darüberhinaus noch beachtliche
Anstrengungen unternimmt, sich im Verbund der EG den Status einer westeuropäischen
Hegemonial- und Supermacht zu sichern. Es liegt auf der Hand, daß deutschnationale
Konzeptionen - mögen sie sich noch so progressiv gebärden - unter den
gegeben Bedingungen ausschließlich dazu dienen würden, den Spielraum
imperialistischer Politik zu _erweitern_. Dabei mag es der Spekulation anheim gegeben
sein, ob diese Konsequenz auch subjektiv befürworten oder nicht. "Antiimperialisten"
sind sie jedenfalls nicht.
In Anbetracht dieser Sachlage ist es nur konsequent, wenn die "Neue Rechte"
versucht, der BRD einen quasi kolonialen (!) Status anzudichten, aus dem sie erlöst
werden müsse: "Man sorgt sich gerade in Westdeutschland um die Entkolonialisierung
der ganzen Welt und will nicht wahrhaben, daß man selbst Kolonie ist...Nicht
von ungefähr steht die nationale (Revolution) an erster (!) Stelle. Denn alle
Änderungen haben keinen Sinn, wenn unser Volk kein Unabhängigkeit und
keine Selbstbestimmung besitzt. Darum Befreiungsnationalismus für Deutschland."(23) Nicht weniger lächerlich wie die Behauptung
vom kolonialen Status der BRD sind entsprechende Äußerungen der SVB,
die Bundesrepublik sei " im Dienste US-amerikanischer Interessen" zum
"kapitalistischen Arbeitshaus gemacht" worden.(24) Die SdV/NRAO rundet das Bild schließlich mit der Feststellung
ab, daß man "angesichts der Supermächte"(USA, UdSSR) anderen
Ländern "keinen wirklichen Imperialismus mehr zuschreiben" könne.
(25) Und weil eben nicht sein kann, was
nicht sein darf, versteift man sich darauf, die wirtschaftlichen Zentren des westdeutschen
Imperialismus forthin als solche zu ignorieren.
"Wenn multinationale Konzerne, deren Hauptverwaltung noch (!???) in der BRD
sitzt, wie VW, Siemens, Hoechst, Daimler-Benz, BASF, Thyssen und Bosch rücksichtslos
ihre Interessen durchsetzen, so tun sie das als Multis gegen andere Multis im Sinne
eines wirtschaftlichen Expansionismus, und nicht etwa als deutsche Industrie im
Sinne eines deutschen Imperialismus." (26)
Daß derart obstruse Gehirnverrenkungen allein die Legitimation nationalistischer
Politik dienen, kann kaum übersehen werden. Die "Neue Rechte" steht
damit übrigens in direkter Tradition des deutschnationalen Gezeters zu Zeiten
der "Weimarer Republik", wo die weitreichenden _eigenen_ imperialistischen
Ambitionen hinter Angriffen auf "Welthochfinanz" und "Versailler
Erfüllungspolitik" versteckt wurden.
Bleibt abschließend zum Thema "Nationalismus" noch nachzutragen,
daß SdV/NRAO und SVB ihre großdeutsche Perspektive mit einer entsprechenden
_groß-europäischen_ Konzeption verbinden. Selbstverständlich soll
der "Bund europäischer Völker"(SdV/NRAO) bzw. der "europäische
Staat" das _ganze_ Europa umfassen (also einschließlich der Staaten des
sogenannten "realen Sozialismus").
Die von der "Neuen Rechten" propagierte "Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung"
versteht sich gleichermaßen als antikommunistisch und antikapitalistisch.
Für die SdV/NRAO ist "Ziel nationalrevolutionärer Politik...ein Sozialismus
des eigenen nationalen Weges", dessen Modell kein "System der Vergangenheit
oder Gegenwart" sein könne.(27)
"Den dritten Weg über Kapitalismus und Kommunismus hinaus" fordern
die "Solidaristen" der SVB. Sie lehnen für ihr Ordnungsmodell die
Bezeichnung "Sozialismus" als unbrauchbar, weil zu "einseitig"
ab. Stattdessen übernahmen sie die von Otto Strasser geprägte Bezeichnung
"Solidarismus", die jener anstelle der von ihm zuvor verwandten Begriffe
"Deutscher Sozialismus" bzw. "Volks-Sozialismus" gewählt
hatte.(28)
Die "Neue Rechte" sieht zwischen Kapitalismus und Kommunismus keine wesensmäßigen
Unterschiede: "Durch die historische Wirtschaftsentwicklung des Liberal- bzw.
Staatskapitalismus hin zur Bildung multinationaler Konzerne, sind die ideologischen
Widersprüche zwischen Liberalismus und Marxismus in der Praxis aufgehoben bzw.
zur ökonomischen Rivalität gigantischer Konzerne degeneriert, deren Strukturen
und Zielsetzungen identisch sind."(29)
Ihr Antikommunismus reduziert sich dabei keineswegs auf die Frontstelluung gegen
die existierenden System des sogenannten "realen Sozialismus, sondern ist gegen
den Marxismus insgesamt gerichtet. Unfähig, das Wesen der Marxschen Analyse
zu erfassen, wettern die neurechten Ideologen gegen die "parasitäre Denkweise
des Materialismus", die "Liberalismus" und Marxismus in gleicher
zu eigen sei. Tatsächlich setzt sich die "Neue Rechte" aber nicht
etwa - wie eigentlich zu erwarten wäre - mit dem dialektischen Materialismus
auseinander; stattdessen wird das Marxsche System bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
Was sich schließlich als "Materialismus" präsentiert wird -
und wogegen sich sich dann bequem polemisieren läßt - ist eine stupide
Weltanschauung, deren ausschließliches Ziel in unbegrenzter, rücksichtsloser
Anhäufung und Konsumtion materieller Güter zu liegen scheint. Es würde
zweifellos Rahmen dieses Beitrags sprengen, diese (und weitere) Einstellungen gebührend
zurückzuweisen. Festzuhalten bleibt, daß die "Neue Rechte"
die Kernpunkte marxistischer Kapitalismuskritik ebenso entscheiden ablehnt und bekämpft,
wie die Aufhebung der dem Kapitalismus innewohnenden Widersprüche durch das
revolutionäre Proletariat, Kraft dessen "Gewalt die den Händen der
Bourgeoisie entgleitenden gesellschaftlichen Produktionsmittel in öffentliches
Eigentum überführt werden"(30)
Überhaupt gibt es im Bereich der "Neuen Rechten" nirgendwo eine auch
nur einigermaßen ernstzunehmende Analyse der kapitalistischen Produktionsweise.
Grundlage ihres "Antikapitalismus" bzw. "Sozialismus" sind nahezu
ausschließlich die aus ihrem biologistisch-rassistisch geprägten "Menschenbild"
erwachsenden Erfordernisse: "Für die Neue Rechte ist der Sozialismus eine
Konsequenz des Sozietätstriebes. Dieser macht solidarisches Verhalten solidarisches
Verhalten aller Mitglieder zur Pflicht...Die Wortführer der Neuen Rechten nennen
sich freiheitliche Sozialisten, die vom Marxismus und humanistischer Gefühlsseligkeit
gleich weit entfernt sind. Was steht in der Neuen Ordnung den Menschen zu? Vor allem
ein gerechter Lohn, jener Rang, der ihrem Wert für die Gemeinschaft entspricht
und Mitbeteiligung am geschaffenen Sozialprodukt. Auch ein Arbeitsplatz entsprechend
ihren Fähigkeiten.
Der gemeinsame Grundgedanke dieser Einzelheiten liegt im Leitgedanken der Hierarchie.
Er macht die entscheidende (!) Besonderheit des Sozialismus der Neuen Rechten aus.
Seine Spitze ist gegen die Forderung nach Gleich gerichtet, da die Menschen ungleich
sind...Der hierarchische Leitgedanke ist eine reflektive Übertragung des Dominanztriebs
aus dem Menschenbild in die Wirtschaftsordnung. Da sich die Menschen nun einmal
auszeichnen wollen, muß diesem Drang entsprochen werden..."(31)
Die SdV/NRAO verficht einen sogenannten "genossenschaftlichen Sozialismus",
in dem sich "genossenschaftliche Solidarität von unten mit großräumiger
Planung von oben verbinden". Die "multinationalen Konzerne" sollen
zerschlagen, Banken und Versicherungen verstaatlicht werden. "Fabriken und
Betriebe werden dezentralisiert, gehen in genossenschaftliche Verfügungsgewalt
der Arbeitenden über und werden von diesen in genossenschaftlicher Selbstorganisation
geleitet". Kleinbetriebe werden nicht enteignet, sofern "der Eigentümer
unmittelbar in der produktiven Arbeit tätig ist". "Der Staat als
direkte Repräsentanz des ganzen Volkes ist verantwortlich für die gesamtnationale
Wirtschaft. Innerhalb der staatlichen Rahmenplanung besteht das Prinzip der freien,
konkurrierenden Bedürfnisbefriedigung der Konsumenten durch die selbstverwalteten
Betriebe".(32)
Wesentlicher Bezugspunkt für den "genossenschaftlichen Sozialismus"
der SdV/NRAO sind die sogenannten Produktivassoziationen im Programm Ferdinand Lassalles
und des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" von 1863. Eichberg/Singer
sieht darin die speziell deutsche Ausprägung des "Sozialismus". Da
der Sozialismus kein "bürokratisches, zentralistisches, gleichmacherisches
Prinzip, sondern ein Prinzip vom Volke her" sei, könne er prinzipiell
auch "nicht internationalistisch angewandt werden, sondern nur als Sozialismus
des eigenen nationalen Weges. Es gibt keinen abstrakten, entfremdeten Sozialismus,
sondern nur die irischen Genossenschaften von Sinn Fein und die Kibbuzim des jüdischen
Nationalismus, deutsche Genossenschaft und bretonischen Sozialismus"(33)
Es ist immerhin interessant, daß der SdV/NRAO-"Sozialismus" genau
das zu tun beabsichtigt, was die Neue Rechte dem Marxismus an anderer Stelle zu
Unrecht vorwirft: Er konserviert bzw. reproduziert die _kapitalistische_ Produktionsweise
- die jeweiligen Einzelkapitale werden lediglich in Form miteinander konkurrierenden
"Genossenschaften"" kollektiviert; oder um mit Lassalle zu sagen:
"Der Arbeiterstand (wird) zu seinem eigenen Unternehmer gemacht."(34) Immerhin mußte auch der Lassalle-Biograph
Hermann Oncken in seinem 1904 erschienen Werkt "Lassalle" einräumen,
daß "neuere sozialdemokratische Kritiker durchaus recht (haben), wenn
sie Lassalles Irrtum darin erblickten, daß er die Gesetze der Warenproduktion
auf dem Boden der Warenproduktion aufzuheben versuchte: die Gesetze der kapitalistischen
Produktion würden auch seine Arbeitergenossenschaften sich widerstandslos unterworfen
haben".(35)
Während der "genossenschaftliche Sozialismus" der SdV/NRAO wenigstens
noch arbeiterfreundlich _klingt_ (auch er, das sollte nicht übersehen werden,
versteht sich als wirtschaftlich/gesellschaftlicher Ausdruck einer menschenfeindlichen,
elitären biologistisch rassistischen Ideologie!), ist die Nähe des SVB-"Solidarismus"
zu entsprechenden korporativ-faschistischen Vorbildern kaum zu übersehen: Das
Privateigentum an Produktionsmitteln und die "unternehmerische Initiative"
sollen erhalten bleiben, wobei eine "Dezentralisierung" der Wirtschaft
ebenfalls für wünschenswert gehalten wird. Arbeiter sollen in Form von
"Investivlöhnen", die durch die jeweiligen Unternehmen einbehalten
werden, am Produktivkapital beteiligt werden. Die Tarifautonomie wird _abgeschafft_;;
"arbeits- und tarifrechtliche Bestimmungen" sollen im "Rahmen von
zentralen und regionalen Wirtschaftskammern" festgelegt werden. Angehören
sollen diesen Korporativorganen Gewerkschaften und Kapitalistenverbände. Die
"Wirtschaftskammern" haben sich den vorgegebenen "Rahmenbedingungen"
des Staates zu unterwerfen. Die Spitze dieser "Wirtschaftskammern" sowie
entsprechender Korparativorgane soll eine "dritte Parlamentskammer" bilden
(36).
Mit allen Mitteln will man so die "Volksgemeinschaft" in den dafür
vorgesehenen Rahmen pressen; der Klassenkampf "von unten" soll gegebenenfalls
als "partikularistisches Interesse" diffamiert werden: "Wir können
keine gewerkschaftliche Beschränktheit mehr gebrauchen. Das Lebensinteresse
der Menschen und Völker benötigt den Staat, der mit _eiserner_ Hand die
partikularistischen Interessen des materialistischen Wirtschaftsabsolutismus - ob
Arbeitgeberverbände oder Gewerkschaften, ob Lehrergewerkschaften oder Fluglotsenverband
- dem Ganzen wieder unterordnet. Die materialistischen Konfliktgesellschaft ...
muß zerschlagen werden..."(37)
Nicht faschistisch?(Zurück zum Inhaltsverzeichnis)
Die "Neue Rechte" weist den Vorwurf des Rechtsradikalismus weit von sich
(auch mit dem hier verwandten Begriff "Neue Rechte" ist sie selbstverständlich
nicht einverstanden); sie begreift sich "jenseits von links und rechts",
lehnt das politische "Rechts-Links-Schema" als solches überhaupt
ab und ist allenfalls bereit - wie z.B. die SVB - sich als "Avantgarde einer
Neuen Mitte" bezeichnen zu lassen. Selbst unsere insgesamt noch sehr summarische
Darstellung "nationalrevolutionärer" bzw. "solidaristischer"
Ideologie hat gezeigt, daß sich die Selbsteinschätzung der "Neuen
Rechten" nicht aufrechterhalten läßt. Es dürfte ernsthaft kaum
zu bestreiten sein, daß SdV/NRAO und SVB dem rechtsextremen Lager zuzuordnen
sind. Zwar sollte nicht übersehen werden, daß speziell die SdV/NRAO in
einer Reihe ihrer politischen Forderungen zum Teil erheblich von den Zielen traditioneller,
rechtsradikaler Organisationen und Bewegungen abweicht, so daß mit Recht darüber
gestritten werden kann, ob man die Organisation als "faschistisch" bezeichnen
soll (die gleiche Frage stellt sich übrigens auch für Teile der sogenannten
"Konservativen Revolution" zur Zeit der "Weimarer Republik",
insbesondere für die "National-Bolschewisten"). Trotzdem kann festgehalten
werden, daß die auf biologistisch-rassistisch und völkisch-nationalistischen
Voraussetzungen basierende SdV/NRAO-Propaganda in ihrem Kern ultrareaktionär
ist und - sofern es ihren Ideologien gelingen sollte, an gesellschaftlicher Relevanz
zu gewinnen - allein dazu taugen könnte, dem westdeutschen/westeuropäischen
Großmachtsstreben u.ä. zu einer weiteren "neuen" ideologischen
Krücke zu verhelfen. (Auch hier drängt sich der Vergleich zur "Konservativen
Revolution" der Weimarer Zeit auf, deren Ideen bekanntlich mithalfen, den Nationalsozialismus
an die Macht zu bringen.)
Im Falle der "Solidaristen" ist die Sachlage eindeutigere: Ihr Modell
einer korporativ organisierten "Volksgemeinschaft" entspricht herkömmlichen
Zielen rechtsextremer Politik und kann ohne Bedenken als faschistisch bezeichnet
werden. Als weiteres Indiz mag vielleicht auch gelten, daß neonazistische
Organe wie die "Nationalpolitischen Studien" des hessischen NPD-Funktionärs
G.Opitz oder auch Kreise um die NPD-nahe "Theorie"-Zeitschrift "Nation
Europa" den Ideen der SVB außerordentlich aufgeschlossen gegenüberstehen.
Die "Neue Rechte" vertritt freilich nicht nur rechtsextreme Positionen;
sie ist auch - wie wir eingangs belegt haben - _personell_ aus diesem Lager hervorgegangen
und pflegt hierzu bis heute enge Kontakte. Als Beweis für die Wahrung rechtsradikaler
Herkunft und Kontinuität können auch die politischen Lebensläufe
führender Ideologen der "Neuen Rechten" herangezogen werden. Da wäre
z.B. Henning Eichberg, die wohl schillerndste Figur der gegenwärtigen Szene:
Schon als Schüler nahm er 1956 Kontakt zum Hamburger Zweig der Partei Otto
Strassers auf. "Dessen "Deutsche Soziale Union"(DSU) zog Singer wegen
ihres Deutschland-Plans, der ständischen Konzeption und ihrer Forderung nach
einem Arbeitsdienst an"(38) Er brach etwa
zwei Jahre später mit der Strasser-Gruppe, da ihn ihr "Neutralismus"(39) zunehmend abstieß und mit seiner militant-antikommunistischen
Grundhaltung nicht vereinbar war. In der Folgezeit gibt es kurze Gastspiele bei
der "Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher"(AUD) und der rechtsradikalen
"Vereinigung Deutscher Nationalversammlung"(VDNV) (40) Auch hier sind es schließlich wieder neutralistische Konzeptionen,
die Eichberg mißfallen. Für einige Zeit ist Eichberg bereits 1962 zum
Kreis der nationalistischen Hamburger Jugendgruppe "Legion Europa" gestoßen
war, der auch Lothar Penz angehörte. (41) 1965 soll er vorrübergehend sogar Mitglied der CDU gewesen sein. (42) "In der Zeit von 1965-1968 war Eichberg
nach Aussagen des Hamburger Schriftstellers Peter Schütt eifriger Aktivist
des Nationaldemokratischen Hochschulbundes."(43)
Eichbergs Hinwendung zu den Ideen der "Neuen Rechten" erfolgt freilich
erst 1966 unter Einfluß und Mithilfe Arthur Ehrhardts, der damals als Herausgeber
der neofaschistischen Zeitschrift "Nation Europa" erfüllte zeitweilig
eine Brückenfunktion zwischen den Kräften des "alten" und "neuen"
Nationalismus. Auf Erhards Veranlassung nimmt Eichberg an einem Zeltlager französischer
Jungnationalisten teil, wodurch er erstmals mit Vertretern einer "neurechten"
Konzeption konfrontiert wird. Besonders angetan ist er davon, "wie der französische
Nationalismus die nicht-marxistischen sozialistischen Traditionen seines Landes
einbezieht". (44) Zurück in Hamburg
wird Eichberg in verschiedenen Blättern des rechtsradikalen Lagers publizistisch
aktiv, wo er seine in Frankreich gewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse verarbeitet.
1969/70 zeichnet Eichberg für die Kulturredaktion des rechtsradikalen Magazins
"actio" verantwortlich. (45) Er
beteiligt sich an "nationalrevolutionären" Aktivitäten an der
Bochumer Ruhruniversität, wo er sein 1964 in Hamburg begonnenes Studium der
Geschichte und Germanistik fortsetzt. 1970 gründen die Bochumer "Nationalrevolutionäre",
die bis dahin andere studentische Rechtsgruppen unterstützt hatten (u.a. den
NHB der NPD), eine "Basisgruppe". Seit Januar 1971 arbeitet Eichberg an
der Abteilung für Historische Verhaltensforschung im Institut für Sozialforschung
der Universität Stuttgart zunächst als wissenschaftlicher Assistent, heute
als Privatdozent. Nach seinem Gastspiel bei der ANR (Verfasser des ANR-Manifests)
betreibt er die ideologische und organisatorische Verschmelzung der "Nationalrevolutionäre",
die schließlich in der Gründung der SdV/NRAO ihren Niederschlag findet.
Bis Mai 1978 erscheint Eichberg unter seinem Pseudonym Hartwig Singer im Impressum
des SdV/NRAO-Kaderorgans "Ideologie und Strategie". Nachdem Studenten
an der Stuttgarter Universität Eichbergs Engagement für die "Neue
Rechte" öffentlich bekannt gemacht haben, verschwindet sein Name aus dem
Impressum. Im Zusammenhang mit dieser Auseinandersetzung bezeichnet er sich im Juni
1978 gegenüber der Stuttgarter Presse als "Linksnationalist" und
"Nationalrevolutionär" (46)
Interessanterweise liegen fast alle die Gruppierungen und Organisatoren, mit denen
Eichberg im Zuge seiner bisherigen Tätigkeit in Berührung kam, auch heute
noch im unmittelbaren Wirkungskreis der "Neuen Rechten". Eine enge Kooperation
gibt es insbesondere mit der VDNV und der "Unabhängigen Arbeiterpartei"(UAP),
in der u.a. Mitglieder der ehemaligen Strasserpartei DSU tonangebend sind. Verbindungen
existieren auch zur "Bayrischen Staatspartei" und den "Europa-Föderalisten".
Wie die SVB-Zeitschrift "SOL" zu berichten weiß, besteht von Seiten
des AUD ein starkes Interesse an Zusammenarbeit: "In der Vergangenheit haben
Vertreter der AUD verschiedentlich Kontakt zu uns aufgenommen und uns zur Zusammenarbeit
aufgefordert. Wir haben uns einer solchen Zusammenarbeit dort, wo sie sinnvoll erschien,
nie verweigert..."(47)
Kontakte zur NPD laufen u.a. über Wolfgang Strauss. Strauss, der ebenfalls
als einer der führenden Köpfe der "Neuen Rechten" gilt, hatte
sich 1969 der UAP angeschlossen und avancierte 1974 zu ihrem 2. Parteivorsitzenden.
Seine Beiträge erschienen nicht nur im "Jungen Forum", in "SOL"
und in der "Neuen Zeit" der SdV/NRAO, sondern beispielsweise auch in der
NPD-nahen Zeitschrift "MUT". Anfang der 70er Jahre wurde Strauß
auf Empfehlung des Bundesvorstandes der "Jungen Nationaldemokraten" sogar
als politischer Referent beim NPD-Nachwuchs herumgereicht. Erst kürzlich trat
er wieder bei der Nazi-Partei an: Als Gastredner auf dem niedersächsischen
Landesparteitag der NPD. (48)
"Neuer" Nationalismus: Eine Alternative für die
Linke?(Zurück
zum Inhaltsverzeichnis)
Speziell die SdV/NRAO bemüht sich schon seit Jahren, in den Reihen der "Neuen
Linken" und der sogenannten "Alternativszene" Anklang zu finden.
Zunächst fast ohne jeden Erfolg. Selbst die vaterländische KPD, die als
"nationalkommunistisch" bzw. "nationalmaoistische" Kraft, sehr
früh von Kreisen der "Neuen Rechten" umworben wurde, lehnte - zumindest
offiziell - jede diesbezügliche Zusammenarbeit ab. (49) Erst in jüngster Zeit, wo - vor dem Hintergrund einer tiefgreifenden
Krise der Linken - die Suche nach "Neuen Antworten" und Alternativen auf
breiter Front eingesetzt hat, scheint auch ein "links" aufgeputzter Nationalismus
merklich an Attraktivität zu gewinnen. Die Rolle eines Schrittmachers übernahm
in diesem Prozeß u.a. die inzwischen eingestellte links-sozialdemokratische
Zeitschrift "dasda/avanti", die 1978 eine Debatte entfachte, die unmittelbar
an der Sackgassen-Stimmung der Linken ansetzte: Dutschke, Steffen, von Oertzen u.a.
diskutierten die vermeintliche Aktualität der "nationalen Frage",
der "Einheit der Deutschen" usw. Auch Henning Eichberg bekam dabei die
Gelegenheit, seine Ansichten zum Besten zu geben. Dabei wurde offenbar, daß
die von Eichberg vertretene Position teilweise mit den von Rudi Dutschke vorgetragenen
Thesen übereinstimmte.
Umgekehrt konnte Wolf Deinert, Mitarbeiter der in Westberlin erscheinenden sozialistischen
Zeitung "Langer Marsch", seine Ansichten zum Thema in der Nr. 1/79 des
SdV/NRAO-Organs "Neue Zeit" publizieren. Derweil haben weitere Publikationen
der Linken damit begonnen, "nationalrevolutionären Ideologien" den
heiß ersehnten Einstieg in die innerlinke Debatte zu ermöglichen: Eichberg
publizierte u.a. in "Ästhetik & Kommunikation", in der Zeitschrift
"Unter dem Pflaster liegt der Strand" und in dem fortschrittlichen Lehrermagazin
"päd.extra". Wolfgang Strauss kam, groß herausgestellt, in
der diesjährigen Januar-Nummer des sozialdemokratisch orientierten Politik-Porno-Magazins
"spontan" zu Wort: Unter der Rubrik "spontan kontrovers" äußerte
er sich zu dem Thema "Ist die Sowjetunion imperialistisch?" " Der
DKP-Schriftsteller Peter Schütt gab sich übrigens dazu her, die Contra-Position
zu vertreten. Er hatte damit eine Aufgabe übernommen, die ihn als bedingungsloser
Anhänger sowjetischer Politik sichtlich überforderte...
Die "Nationalrevolutionäre" scheinen jede nur denkbare Möglichkeit
nutzen zu wollen, um sich - im Sinne ihrer nationalistischen Strategie - in den
innerlinken Diskussionsprozess einzuklinken.: Einem beim "Rotbuch-Verlag"
unter dem Titel "Nationalismus und Marxismus - Anstoß zu einer notwendigen
Debatte" erschienen Taschenbuch, das vier Beiträge von namhaften linken
Theoretikern enthält, widmete die "Neue Zeit" sogar eine Sonderbeilage.
Dabei wurde u.a. Regis Debray bescheinigt, in seinem Beitrag "exakt den Kern
des Problems" angeschnitten zu haben, nämlich den seitens der "Nationalrevolutionäre"
diagnostizierten "modernen Grundwiderspruch", der da lautet "Identität
gegen Entfremdung" (50) Gemeint ist
natürlich die _nationale_ "Identität". Zu diesem Themenkreis
erscheint im renommierten "Langen-Müller"-Verlag übrigens ein
Buch von Hennig Eichberg ("Nationale Identität - Entfremdung und nationale
Frage in der Industriegesellschaft"), in dem jener - gewürzt mit modisch-soziologischem
Vokabular - erneut seine biologistische Theorie des "Ethnopluralismus"
entwickeln konnte. Bei einigen Kapiteln handelt es sich sogar um Beiträge,
die zuvor schon in der "Neuen Zeit" erschienen waren. Jedenfalls hat es
der Verlag für Sinnvoll empfunden, eigens zur Verbreitung derartiger Thesen
eine Paperbackreihe einzurichten, die in Zusammenarbeit mit dem Hochschulpolitischen
Ausschuß der "Deutschen Burschenschaft" und dem Verein zur Förderung
Konservativer Publizistisch e.V." herausgeben wird. Als Co-Autoren Eichbergs
betätigten sich bisher Wolfgang Strauss und das NPD-Mitglied Gebhard Geiger.
Neuerdings ist Eichberg sogar als Autor von Schulbüchern (!) erfolgreich: So
erschien erst kürzlich bei "Westermann" unter dem Thema "Minderheit
und Mehrheit" ein von ihm verfaßtes "kursorientiertes Geschichtswerk
für den Unterricht in der neugestalteten gymnasialen Oberstufe" (51) Überhaupt ist Eichberg ständig mit
von der Partie, wenn es darum geht, sich als vorgeblichen Freund ethnischer und
nationaler Minderheiten zu profilieren: Er ist sogar Mitglied der "Gesellschaft
für bedrohte Völker". Bedauerlicherweise gibt sich die Gesellschaft,
deren verdienstvolle Tätigkeit hier nicht geschmälert werden soll, dazu
her, sowohl im SdV/NRAO-Organ "Neue Zeit", als auch in der SVB-Zeitschrift
"SOL" zu inserieren. Und der "links"faschistischen "SOL"
wurde von seiten der Gesellschaft sogar das unverständliche Kompliment zuteil,
daß man sie sehr interessant, lesenswert" fände. (52)
"Neue Rechte" und Ökologie(Zurück zum Inhaltsverzeichnis)
Schon lange bevor der Prozeß der kapitalistischen Umweltzerstörung zur
Herausforderung der heutigen grünen und alternativen Massenbewegung führte,
hatte die "Neue Rechte" dieses Thema für sich entdeckt und die "ökologische
Frage" in ihr ideologisches Konzept eingearbeitet. Entsprechende Hinweise finden
sich bereits im Manifest der SdV/NRAO, wo es dazu heißt: "Das falsche
Menschenbild der materialistischen Ideologien hat mit dem rein quantitativen Wachstumsdenken
eine inhumane Umwelt hervorgebracht. Die Beziehungen von Mensch und Umwelt im Kapitalismus
sind gleich: Unmenschliche Städte, Gift in Wasser und Luft, Vorrang der Maschine
vor dem Menschen, Zerstörung gewachsener Lebenseinheiten, Entfremdung"
(53)
Die SVB nimmt für sich sogar in Anspruch, über ihre organisatorischen
Vorläufer - u.a. den Hamburger Arbeitskreis "Junges Forum" - schon
seit 1964 mit dem "Kampf für Lebens- und Umweltschutz" befaßt
zu sein.
Das Engagement der "Neuen Rechten" im Bereich des Umweltschutzes ist dabei
- wie sollte es auch anders sein - ihren hinlänglich bekannten Zielen untergeordnet.
Ein "steriler Ökologismus" wird abgelehnt; es gelte stattdessen zu
erkennen, daß die ökologische Krise...nur die Spitze des Eisbergs jener
umfassenden Krise" sei, die sich aus der "Naturausbeutung" ergeben
habe. "Das wachsende Fressen bei sinkender Moral ist dem entfremdeten Massenmenschen
zum Verhängnis geworden. Das ICH muß wieder auch ein WIR sein können,
muß den solidarischen Lebenszusammenhang mit der Natur als Existenzbedingung
begriffen haben!...Dem demokratischen Staat müssen wieder die sittlichen Gemeinschaftswerte,
die solidargemeinschaftlichen Fundamente der Familie, der Volksgruppe und des Volkes
zurückgegeben werden..."(54)
Volksgemeinschaft, gesellschaftliche Askese ("Gürtel enger schnallen"),
Rückbesinnung auf Volk und Nation, Propagierung einer familienzentrierten Spießermoral
(Familie als "Keimzelle des Volkes" u.a.m. - so lauten die gängigen
"Problemlöser" des rechtsradikalen Ökologieverstädnisses.
Nicht zu vergessen natürlich auch die Erhaltung und Entwicklung der biologischen
Substanz des Volkes"(55) , womit wir
wieder einmal beim Themenkomplex des "Ethnopluralismus"/Nationalismus
angelangt wären. Tatsächlich wirbt die "Neue Rechte" denn auch
für die Verknüpfung der "ökologischen" mit der "nationalen
Frage". So schrieb die "Neue Zeit" anläßlich der Hannoveraner
Großdemonstration davon, daß der "Kampf gegen die Wiederaufbereitungsanlage
in Gorleben eine nationale Angelegenheit" sei: "Er richtet sich objektiv
- auch wenn in Hannover das nicht immer subjektiv klar war - gegen die Zerstörung
der deutschen Nation Die Sache des deutschen Volkes hat eine grüne Hoffnung".(56)
Insbesondere Vertretern der SVB ist es in der Vergangenheit gelungen, sich in der
"grünen Bewegung" festzusetzen und dort einige nicht unmaßgebliche
Positionen zu übernehmen. In der Hamburger "Grünen Liste Umweltschutz"(GLU),
die seinerzeit gegen die "Bunte Liste" gerichteter Spalterverband gegründet
worden war, saßen zwei SVB'ler - darunter Lothar Penz - sogar im Vorstand.
Trotz zahlreicher auch öffentlicher Proteste gegen Mitarbeit von Faschisten
bei den "Grünen", ist ein Ausschluß der "Solidaristen"
bis heute nicht erfolgt.
Natürlich wollen die SVB'ler auch in der neuen grünen Partei mit von der
Partie sein. In "solidaristischen" Kreisen wird gegenwärtig sogar
darüber diskutiert, wie _innerhalb_ dieser Partei ein "primäres Bündnis"
mit den "politisch reifer gewordenen Grünen" hergestellt werden könne
(57) Zu diesem Zweck soll auch geprüft
werden, inwieweit die Zusammenarbeit mit Anhängern der SdV/NRAO intensiviert
werden kann. Außerdem soll der Organisationsname geändert werden, da
die "Solidaristische Volksbewegung" im "Hinblick auf unser Rollenspiel
irreführend" sei (58) . Als neue
Organisationsnamen im Gespräch sind "Solidaristischer Bund"(SB) und
"Bund deutscher Solidaristen"(BDS)
Aufwind für die "Neue Rechte"?(Zurück zum Inhaltsverzeichnis)
Insgesamt scheinen sich für die "Neue Rechte" mit dem Entstehen einer
breitgestreuten grünen und alternativen Bewegung die Aussichten verbessert
zu haben, ihren Ansatz politisch verbreitern zu können. So prophezeit beispielsweise
die SVB: "Eine neuartige _Volksfront der Mitte_ ist entstanden, die Rechte
wie Linke integrieren kann, weil die ökologische Frage zur Vertretung des Gattungsinteresse
aller Menschen zwingt. Da dieses existentielle Interesse jenseits der Rechts-Links-Klassenschranken
unserer liberalen Gesellschaft liegt, wird die eiserne Logik der ökologischen
Kernfrage auch geistige Integrationsprozesse in Gang setzen".(59)
Und tatsächlich ist spürbar, wie jener vielschichtige politische Prozeß,
in dessen Zentrum wir gegenwärtig die Herausbildung einer grünen Wählerpartei
erleben, das Aufblühen unterschiedlichster Konzeptionen eines sozialdemagogischen,
antimarxistischen "Dritten Weges" ist dabei nur einer von vielen. In mehr
oder weniger großer politischer Verwandtschaft dazu befinden sich der "Sozialismus
der Zukunft", den die AUD propagiert, die Gruhlsche "Raumschiffwirtschaft",
die antiindustrielle Volksgemeinschaftspropaganda eines Baldur Springmann u.v.a.m.
Während sich die SVB wesentlich darauf konzentriert, speziell in _dieses_ Spektrum
rechtsbürgerlicher bis rechtsradikaler "Lebensschützer" hineinzuwirken,
fühlt sich die SdV/NRAO u.a. für die grüne und alternative _Linke_
zuständig. Wir haben - u.a. am Beispiel Eichberg - bereits an anderer Stelle
belegt, daß in bestimmten Kreisen der "Neuen Linken" mit einer Laissez-Faire-Haltung
nach rechts kokettiert wird, die es Wortführern der "Neuen Rechten"
erleichtert, in der Rolle eines akzeptablen Gesprächspartners zu erscheinen
und gegebenenfalls sogar ernst genommen zu werden. Zunutze machen könnte sich
die SdV/NRAO des weiteren die Tendenz zur Abkehr vom Marxismus, mit der insbesondere
Teile der Sponti-Szene liebäugeln. Wegbereiter dieser Strömung sind z.B.
Leute wie der Rotbuch-Autor Otto Ullrich, der in seinen Buch "Weltniveau"
den Versuch unternimmt, dem Marxismus blinde Fortschrittsgläubigkeit nachzuweisen.
Er landet schließlich bei einem _über_ alle Klassen stehenden Lösungskonzept
und schreibt: "Ohne eine genauere Bestimmung und Einbettung in ein in den Konsequenzen
zu Ende gedachtes Gesellschaftskonzept sind auch die alten Schlüsselbegriffe
wie Verstaatlichung, Vergesellschaftung, Markt, Plan und auch die alten politischen
Orientierungsraster wie fortschrittlich, rückschrittlich, rational, irrational,
rechts, links oder konservativ von geringen Aussagewert."(60)
Bei derartigen Äußerungen, in denen der Klassenantagonismus und der Klassenkampf
"von unten" für zumindestens sekundär erachtet werden, vertrat
selbst der jüngst verstorbene Rudi Dutschke (61) , ebenso kam auch Rudolf Bahro in seiner Rede auf dem Offenbacher Kongreß
der "Grünen" zu einer Abwertung der "inneren Klassenkämpfe
um den Reallohn" und der"Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung überkommenden
Stils".(62)
Nach einem "Dritten Weg" von rechts erscheinen so auch von links herkommende
Annäherungen an derartige "Denkmodelle" nicht mehr ganz ausgeschlossen.
Inwieweit die "Neue Rechte" davon profitieren kann, bleibt erst noch abzuwarten.
Sie macht sich jedenfalls Hoffnungen...
Anmerkungen (Zurück zum Inhaltsverzeichnis)
1) Außer SVB und SdV/NRAO gibt es weitere
Gruppen, die sich als "nationalrevolutionär" bezeichnen. Sie sind
- wie z.B. die "Volkssozialisistische Bewegung Deutschlands"(VSBD) - zumeist
allerdings eher der offenen NS-Szene zuzurechnen, als der "Neuen Rechten".
2) Günther Bartsch gibt an, daß
SdV bzw. SVB bei ihrer Gründung jeweils 1000 bzw. 100 Anhänger auf sich
vereinigten (vgl. G.Bartsch, Revolution von rechts? Ideologie und Organisation der
Neuen Rechten, Freiburg i.Br. 1975 S.175)
3) zitiert nach Bartsch, Revolution von rechts...,
S.118
4) Bartsch S.177
5) Bartsch S.137
6) Bartsch S.143
7) Die 1961 gegründete UAP bezieht sich
ebenso wie die Organisationen der "Neuen Rechten", in wirtschaftlicher
Hinsicht auf die Ideen Ferdinand Lassalles. Auch ihr Vorsitzender Erhard Kliese
ist der "links"-faschistischen Tradition verhaftet. Kliese war zeitweilig
Bezirksleiter der Strasser-Partei "Deutsche Soziale Union"(DSU) gewesen,
spaltete sich später aber mit weiteren Mitgliedern an, die er dann in die UAP
einbrachte.
8) Bartsch S.142
9) Bartsch S.31
10) Bartsch S.43
11) zitiert aus dem "Solidarischen
Manifest" der SVB (verabschiedet am 17.6.78 in Aschaffenburg)
12) ebenda
13) ebenda
14) Bartsch S.49
15) zitiert aus "Junge Kritik I",
Beiheft des "Deutschen Studentenanzeigers", Coburg 19700, S. 27
16) ebenda S. 31f.
17) siehe Bartsch, S. 56
18) Singer/Eichberg in "Junge Kritik
I", S.14
19) ebenda
20) vgl. dazu auch "Junge Kritik I",
S.14
21) Otto Strasser, Aufbau des deutschen
Sozialismus, Leipzig 1932, S. 62
22) "SOL", Nr.1/79
23) "Neue Zeit", Nr 4/77
24) "SOL", Nr. 1/79
25) "Ideologie und Strategie",
Ausgabe 19 vom August 1976
26) ebenda
27) "Unser Programm für Deutschland"
Programm der SdV/NRAO
28) Lothar Penz, Die Revolution ist anders,
in: Junges Forum Nr. 5/74
29) Programm der SdV/NRAO
30) Friedrich Engels, Die Entwicklung des
Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in ME-Studienausgabe 1, Frankfurt 1966,
S. 180
31) Bartsch S.54
32) alle Zitate aus dem Programm der SdV/NRAO
33) Henning Eichberg, Nationale Identität
- Entfremdung und nationale Frage in der Industriegesellschaft, S. 139
34) Hermann Onckens, Lassalle - Zwischen
Marx und Bismarck, Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1966, S. 234
35) ebenda, S. 243
36) Angaben und Zitate aus dem "Solidaristischen
Programm"
der SVB, beschlossen am 17.6.78 in Aschaffenburg
37) Lothar Penz, Die Revolution ist anders
38) Bartsch, S. 20
39) Es gab auch im Lager des westdeutschen
Rechtsradikalismus zeitweise Strömungen, die in Opposition zur Adenauerschen
"Westintegration", die "Wiedervereinigung" und gleichzeitige
"Neutralisierung" Deutschlands propagierten. Anvisiert wurde eine Wiedervereinigung
auf dem Verhandlungswege, wobei zunächst auch Kompromisse gegenüber der
UdSSR bzw. DDR in Kauf genommen werden sollten
40) Die VDNV wurde 1961 als "national-neutralistische"
Vereinigung von rechten bzw. rechtsradikalen Persönlichkeiten in Leben gerufen
41) Der Deutsche Block (DB) wurde 1947 gegründet.
Vorsitzender ist Richard Etzei. Der DB ist Mitglied im 1972 gegründeten "Freiheitlichen
Rat" des Herausgebers der "Deutschen National-Zeitung", Dr. Gerhard
Frey
42) Bartsch, S. 20
43) aus: "Roter Pfeil", Studentenzeitung
der kommunistischen KSG
44) Bartsch, S. 20f
45) Die Zeitschrift "actio" wurde
vom Arbeitskreis für ostpolitische Publizistik herausgegeben, s.a. Bartsch
S.22
46) -
47) "SOL", Nr 1/78
48) vgl."Deutsche Stimme", Nr
3/79
49) in "Ideologie und Strategie"
Ausgabe Nr. 20 vom Nov.
1976, beschwerte sich die SdV/NRAO u.a. über den kommunistischen Bund"(KB),
dessen "Provokationen" u.a. die KPD davon abhalten würden, mit den
"Nationalrevolutionären" zusammenzuarbeiten: "Auch in der KPD
kamen örtliche Gruppen ins Schleudern und brachen ihre Kontakte zu den Nationalrevolutionären
ab". Zur Erklärung: Der KB, seit jeher scharfer Gegner der chauvinistischen
KPD-Politik, hatte seinerzeit auch vor einem möglichen Zusammengehen der von
links herkommenden KPD mit nationalistischen Strömungen nach Art der SdV/NRAO
gewarnt.
50) vgl. "Neue Zeit", Nr.2/79
51) vgl. "Neue Zeit", 5/79
52) "SOL", Nr 3/79
53) dokumentiert bei Bartsch, S. 286
54) "SOL" Nr 2/78
55) Programm der SvD/NRAO
56) "Neue Zeit", Nr. 3/79
57) Rundschreiben des SVB-Bundesvorsitzenden
Penz v. 1.11.1979
58) ebenda
59) "SOL", Nr. 4/79
60) Otto Ullrich, "Weltniveau - In
der Sackgasse des Industriesystems, S. 155
61) Dutschke äußerte z.B. in
einem Interview mit der TAZ v. 9.10.79: "Alle wissen, daß der Weiterbestand
der Gattung in Frage steht, es geht nicht nur um ein Klasseninteresse. Diese neue
Dimension eines Gattungsbedürfnisses und der Verteidigung der Interessen der
Gattung ist das entscheidend Neue". So konnte Dutschke schließlich zu
dem Ergebnis kommen, daß bei den "Grünen" in der wichtigsten
(!) Frage Einheit herrsche...
62) Rede Bahros auf dem Offenbacher Kongreß
der "Grünen"
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Most recent revision: April 07, 1998
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Martin Blumentritt