Nationalsozialismus und Antisemitismus
Die öffentliche Diskussion über Antisemitismus und Nationalsozialismus
ist in Westdeutschland gekennzeichnet durch den Gegensatz zwischen Liberalen und
Konservativen auf der einen, Linken auf der anderen Seite. Liberale und Konservative
haben, wo sie sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigen, ihre Aufmerksamkeit
auf die Verfolgung und Ausrottung der Juden konzentriert, andere für den Nationalsozialismus
zentrale Gesichtspunkte dagegen vernachlässigt. Damit sollte und soll auch
der angeblich totale Bruch zwischen dem Dritten Reich und der Bundesrepublik beton
werden. Die Ablehnung des Antisemitismus - der, in Verkennung seinner inneren Beziehung
zum Nationalsozialismus, als bloße Vorurteilsform gefaßt wurde - diente
so gleichzeitig der Legitimation des gegenwärtigen politischen Systems.
Auf der anderen Seite hatte und hat die westdeutsche Linke die Tendenz, den Nationalsozialismus
als bloße Spielart des Kapitalismus zu begreifen. In ihrem Argumentationssystem
werden demzufolge die Momente der Kontinuität zwischen dem Dritten Reich und
der Bundesrepublik hervorgehoben. Die Linke hat die Ausrottung der Junden natürlich
nicht unterschlagen, den Antisemitismus aber als eher peripheres Moment des Nationalsozialismus
verstanden. Beide Anschauungen isolieren, jede auf ihre Weise, den Holocaust; sie
behandeln ihn außerhalb einer sozio-ökonomischen und sozio-historischen
Untersuchung des Nationalsozialismus: Keine Analyse des Nationalsozialismus, die
nicht die Ausrottung des europäischen Judentums erklären kann, wird ihn
gerecht.
I
Meine Absicht ist nicht die Beantwortung der Frage, warum dem Nazismus und dem modernen
Antisemitismus ein historischer Durchbruch in Deutschland gelungen ist. Ein solcher
Versuch müßte einer Betrachtung der Besonderheit deutscher Entwicklung
Rechnung tragen: darüber ist zu Genüge gearbeitet worden. DIeses Essay
will vielmehr untersuchen, was damals durchbrach: eine Betrachtung derjenigen Aspekte
des modernen Antisemitismus, die als unabdingbarer Bestandteil des deutschen Nationalsozialismus
betrachtet werden müssen. Dies auch als ein Ansatz, die Vernichtung des europäischen
Judentums zu erklären, als die notwendige Voraussetzung einer adäquaten
Beantwortung der Frage, warum es gerade in Deutschland geschah.
Was ist die Besonderheit des Holocaust und des *modernen* Antisemitismus? Sicher
keine Frage der Quantität, sei es der Zahl der Menschen, die ermordet worden
sind, noch des Ausmaßes des Leidens. Die Frage zielt auf die qualitative Besonderheit.
Bestimmte Aspekte der Ausrottung des europäischen Judentums bleiben so lange
unerklärlich, wie der Antisemitismus als bloßes Beispiel für Vorurteil,
Fremdenhaß und Rassismus allgemein behandelt wird, als Beispiel für Sündenbock-Strategien,
deren Opfer auch sehr gut Mitglieder einer anderen Gruppe hätten gewesen sein
können.
Charakteristisch für den Holocaust war der verhältnismäßig
geringe Anteil an Emotion und unmittelbaren Haß (im Gegensatz zu Popgromen
z.B.); dafür aber ein Selbstverständnis ideologischer Mission, und, was
das wichtigste ist: der Holocaust hatte keine funktionelle Bedeutung. Die Ausrottung
der Juden war kein Mittel zu einem anderen Zweck. Sie wurden nicht aus militärischen
Gründen ausgerottet oder um gewaltsam Land zu nehmen (wie bei den amerikanischen
Indianern); es ging auch nicht um die Auslöschung der potentiellen Widerstandskämpfer
unter den Juden, mit dem Ziel, den Rest als Heloten besser ausbeuten zu können.
(Dies war übrigens die Politik der Nazis Polen und Russen gegenüber.)
Es gab auch kein anderes 'äußeres' Ziel. Die Ausrottung der Juden mußte
nicht nur total sein, sodnern war sich selbst Zweck - Ausrottung um der Ausrottung
willen -, ein Zweck, der absolute Priorität beanstruchte (1)
Eine funktionalistische Erklärung des Massenmords und eine Sündenbocktheorie
des Antisemitismus könnte nicht einmal im Ansatz erklären, warum in den
letzten Kriegsjahren, als die deutsche Wehrmacht von der Roten Armee überrollt
wurde, ein bedeutender Teil des Schienenverkehrs für den Transport der Juden
zu den Gaskammern benutzt wurde und nicht für logistische Unterstütung
des Heeres.
Ist die qualitative Besonderheit der Ausrottung des europäischen Judentums
einmal erkannt, wird klar, daß Erklärungsversuche, die sich auf Kapitalismus,
Rassismus, Bürokratie, sexuelle Unterdrückcung oder die autoritäre
Persönlichkeit stützen, viel zu allgemein bleiben. Die Besonderheit des
Holocaust erfordert eine spezifischere Vermittlung, um sie wenigstens im Ansatz
zu verstehen.
Die Ausrottung des europäischen Judentums steht natürlich in Beziehung
zum Antisemitismus. Die Besonderheit des ersteren muß auf letzteren bezogen
werden. Darüber hinaus muß der moderene Antisemitismus im Hinblick auf
den Nazismus als Bewegung verstanden werden - eine Bewegung, die in der Sprache
ihres eigenen Selbstverständnisses eine Revolte war.
Der moderne Antisemitismus, der nicht mit dem täglichen antijüdischen
Vorurteil verwechselt werden darf, ist eine Ideologie, eine Denkform, die in Europa
im späten 19. Jahrhundert auftrat. Sein Auftreten setzt Jahrhunderte frühere
Formen des Antisemitismus voraus. Antisemitismus ist immer ein integraler Bestandteil
der christlich-westlichen Zivilisation gewesen. Alle Formen des Antisemitismus ist
eine Vorstellung von jüdischer Macht gemeinsam: die Macht, Gott zu töten,
die Beulenpest loszulassen oder, in jüngster Zeit, Kapitalismus und Sozialismus
herbeizuführen. Ein manichäisches Denken; die Juden spielen dabei die
Rolle der Kinder der Finsternis.
Nicht nur Ausmaß, sondern auch Qualität der den Juden zugeschriebenen
Macht unterscheidet den Antisemitismus von anderen Formen des Rassismus. Alle Formen
des Rassismus schreiben dem Anderen potentielle Macht zu. Diese Macht ist gewöhnlich
aber konkret - materiell und sexuell - die Macht des Unterdrückten (als Macht
des Verdrängten), die Macht des 'Untermenschen'. Die den Juden antisemitisch
zugeschriebene Macht wird nicht nur größer, sondern auch im Unterschied
zur rassistischen Vorstellung über die potentielle Macht der 'Untermenschen',
als wirklich angesehen. Seine qualitative Andersartigkeit im modernen Antisemitismus
wird mit dem Attributen wie mysteriöse Unfaßbarkeit, Abstraktheit und
Allgemeinheit umschrieben. Diese Macht erscheint gewöhnlich nicht als solche,
sondern muß ein konkretes Gefäß, einen Träger, eine Ausdrucksweise
finden. Weil diese Macht nicht konkret gebunden ist, nicht 'verwurzelt' ist, wird
sie als ungeheuer groß und schwer kontrollierbar empfunden. Sie steht hinter
den Erscheinungen, ist aber nicht identisch mit ihnen. Ihre Quelle ist daher verborgen:
konspirativ. Die Juden stehen für eine ungeheuer machtvolle, unfaßbare
internationale Verschwörung.
Ein Naziplakat bietet ein plastisches Beispiel für diese Wahrnehmung: Es zeigt
Deutschland - dargestellt als starker, ehrlicher Arbeiter -, das im Westen durch
einen fetten, plutokratischen John Bull bedroht ist und im Osten durch einen brutalen,
barbarischen, bolschewistischen Kommissar. Jedoch sind diese beiden feindlichen
Kräfte bloße Marionetten. Über den Rand am Globus, die Marionettenfäden
fest in der Hand, späht der Jude. Eine solche Vision war keineswegs Monopol
der Nazis. Der moderne Antisemitismus ist dadurch gekennzeichnet, daß die
Juden für die geheime Kraft hinter den Widersachern, dem plutokratischen Kapitalismus
und dem Sozialismus, gehalten werden. 'Das Internationale Judentum' wird darüber
hinaus als das wahrgenommen, was hinter dem 'Asphaltdschungel'der wuchernden Metropolen,
hinter der 'vulgären, materialistischen, modernen Kultur' und, generell, hinter
allen Kräften, die zum Niedergang althergebrachter sozialer Zusammenhänge,
Werte und Institutionen führen, steht. Die Juden stellen demnach eien fremde,
gefährliche und destruktive Macht dar, die die soziale 'Gesundheit' der Nation
untergräbt. Er bansprucht, die Welt zu erklären.
Diese deskriptive Bestimmung des modernen Antisemitismus ist zwar notwendig, um
ihn von Vorurteil oder Rassismus im allgemeinen zu unterscheiden; sie kann jedoch
als solche noch nicht die innere Beziehung zum Nationalsozialismus aufzeigen. Die
Absicht also, die übliche Trennung zwischen einer sozio-ökonomischen Analyse
des Nazismus und einer Untersuchung des Antisemitismus zu überwinden, ist auf
dieser Ebene nicht erfüllt. Es bedarf einer *Erklärung* des oben beschriebenen
Antisemitismus, die fähig ist, beides zu vermitteln. Sie muß sich historisch
auf die gleichen Kategorien stützen, die für die Erklärung des Nationalsozialismus
gültig sind. Es ist nicht meine Absicht, sozialpsychologische oder psychoanalytische
Erklärungen zu negieren (2), sondern vielmehr einen historisch- erkenntnistheoretischen
Zusammenhang zu erläutern, innerhalb dessen weitere psychologische Spezifizierung
stattfinden kann. Solch ein Zusammenhang muß den besonderen Inhalt des modernen
Antisemitismus fassen und hat insofern historisch zu sein, als erklärt werden
muß, warum diese Ideologie - beginnend im ausgehenden 19.Jahrhundert - sich
zu jener Zeit so verbreitete. Fehlt ein solcher Zusammenhang, bleiben alle Erklärungsversuche,
die sich um Subjektiviäte zentrieren, historisch unspezifisch. Es bedarf einer
Erklärung in Form einer materialistischen Erkenntnistheorie.
Eine vollständige Entfaltung des Antisemitismus-Problems würde den Rahmen
des Essays bei weitem sprengen. Dennoch gilt es hervorzuheben, daß eine sorgfältige
Überprüfung des modernen antisemitischen Weltbildes das Vorliegen einer
Denkform deutlich werden läßt, in der die rasche Entwicklung des industriellen
Kapitalismus durch den Juden personifiziert und mit ihm identifiziert wird. es handelt
sich dabei nicht um die bloße Wahrnehmung der Juden als Träger von Geeld
- wie im traditionellen Antisemitismus; vielmehr werden sie für ökonomische
Krisen verantwortlich gemacht und mit gesellschaftlichen Umstrukturierungen und
Umbrüchen identifiziert, die mit der raschen Industrialisierung einhergehen:
explosive Verstädterung, der UNtergang von traditionellen Klassen und Schichten,
das Aufkommen eines großen, in zunehmenden Maße sich organisierenden
industriellen Proletariats und so weiter. Mit anderen Worten: Die abstrakte Herrschaft
des Kapitals, wie sie besonders mit der raschen Industrialisierung einhergeht, verstrickte
die Menschen in das Netz dynamischer Kräfte, die, weil sie nicht durchschaut
zu werden vermochten., in Gestalt des 'Internationalen Judentums' wahrgenommen wurden.
Dies ist nicht wesentlich mehr als ein erster Zugang. Die Personifizierung ist zwar
beschrieben, aber nicht erklärt. Es fehlt die erkenntnistheoretische Begründung.
Ansätze dazu hat es gegeben. Das Problem jener Theorien - wie der Horkheimers
(3) -, die sich wesentlich auf die Identifizierung der Juden mit dem Geld und damit
auf dei Zirkulationssphäre beziehen, besteht darin, daß sie nicht imstande
ist, die antisemitische Vorstellung einzufangen. Juden stünden hinter Sozialdemokratie
und Kommunismus. Auf den ersten Blick erscheinen Theorien wie die George Mosses
(4), die den modernen Antisemitismus als Revolte gegen dei Moderen interpretieren,
ausreichender. Das Problem, das sich ihnen stellt, ist wiederum der Umstand, daß
die 'Moderne' ohne Zweifel das Industriekapital einschließt, welches - wie
bekannt - gerade *nicht* Objekt antisemitischer Angriffe war; und dies sogar in
der Periode rascher Industrialisierung. Nötig ist also ein Ansatz, der die
Unterscheidung zwischen dem trifft, was moderner Kapitalismus ist und der Form,
in der er erscheint; also die Unterscheidung zwischen Wesen und Erscheinung. Das
Konzept der 'Moderne' erlaubt eine solche Unterscheidung freilich nicht.
II
Diese Überlegung führt uns zu Marx' Begriff des Fetischs, einem Begriff,
der die Grundlage einer historischen Erkenntnistheorie bildet, die sich in der Unterscheidung
zwischen dem Wesen der kapitalistischen Verhältnisse und ihrer Erscheinungsform
gründet. Was dem Begriff des Fetisch vorausgeht, ist Marx' Analyse der Ware,
des Geldes, des Kapitals als Formen gesellschaftlicher Verhältnisse und nicht
nur als bloße ökonomische Bestimmungen. (5) Nach seiner Analyse erscheinen
kapitalistische Formen gesellschaftlicher Beziehungen nicht als solche, sondern
drücken sich in vergegenständlichter Form aus. Weil Arbeit im Kapitalismus
auch die Funktion einer gesellschaftlichen Vermittlung hat ('abstrakte Arbeit'),
ist die Ware nicht bloß ein Gebrauchsgegenstand, in dem konkrete Arbeit vergegenständlicht
ist, sondern sie verkörpert auch gesellschaftliche Verhältnisse. Vorkapitalistisch
waren Gebrauchsgegenstände nach traditionellen Beziehungs- und Herrschaftsformen
verteilt; im Kapitalismus aber sind Waren selber gesellschaftliche Vermittlung anstelle
unmittelbarer sozialer Verhältnisse. Die Ware hat einen 'Doppelcharakter':
Wert und Gebrauchswert. Als Objekt drückt die Ware die sozialen Verhältnisse
aus und gleichzeitig verschleiert sie sie. Diese Verhältnisse haben keine andere,
davon unabhängige Ausdrucksform. Durch diese Form der Vergegenständlichung
gewinnen die gesellschaftlichen Verhältnisse des Kapitalismus ein Eigenleben,,
sie bilden eine 'zweite Natur' - ein System von Herrschaft und Zwängen, das,
obwohl gesellschaftlich, unpersönlich, sachlich und 'objektiv' ist und deshalb
*natürlich* zu sein scheint. Diese gesellschaftliche Dimension bestimmt die
Waren und ihre Produktionsweise. Der Fetisch verweist nun auf die Denkweisen, die
auf Wahrnehmungen und Erkenntnissen basieren, die in den Erscheinungsformen der
gesellschaftlichen Verhältnisse befangen bleiben.
Betrachtet man die besonderen Charakteristika der Macht, die der moderne Antisemitismus
den Juden zuordnet - nämlich Abstraktheit, Unfaßbarkeit, Universalität,
Mobilität - dann fällt auf, daß es sich hierbei um Charakteristika
der Wertdimension jener gesellschaftlichen Formen handelt, die Marx analysiert hat.
Mehr noch: diese Dimension - wie die unterstellte Macht der Juden - erscheint nicht
unmittelbar, sondern nimmt vielmehr die Form des stofflichen Trägers, der Ware,
an.
Um die oben beschriebene Personifizierung zu deuten und dabeid ei Frage zu erklären,
warum der moderne Antisemitismus, der sich gegen so viele Aspekte der 'Moderne'
wandte, sich dem industriellen Kapital und der modernen Technologie gegenüber
so verdächtig still verhielt, wird es an dieser Stelle nötig sein zu analysieren,
wie kapitalistisch-gesellschaftliche Verhältnisse sich darzustellen pflegen.
Ich beginne mit der Warenform als Beispiel. Die dialektische Einheit von Wert und
Gebrauchswert in der Ware erfordert, daß dieser 'Doppelcharakter' erscheint:
als Geld (die Erscheinungsform des Werts) und als Ware(die Erscheinungsform des
Gebrauchswerts). Diese Entäußerung erweckt den Schein, als enthalte die
Ware, die eigentlich sowohl Wert wie Gebrauchswert ausdrückt, nur letzteren,
das heißt, sie erscheint als rein stofflich und 'dinglich'. Weil die gesellschaftliche
Dimension der Ware dabei entfällt, stellt sich das Geld als einziger Ort des
Wertes dar, als Manifestation des ganz und gar Abstrakten anstatt als entäußerte
Erscheinungsform der Wertseite der Ware selbst. Die dem Kapitalismus eigene Form
vergegenständlichter gesellschaftlicher Beziehungen erscheint so auf der Ebene
der Warenanalyse als Gegensatz zwischen Geld als Abstraktem einerseits und stofflicher
Natur andererseits. Die kapitalistischen gesellschaftlichen Beziehungen scheinen
ihren Ausdruck nur in der abstrakten Dimension zu finden - etwa als Geld und als
äußerliche, abstrakte, allgemeine 'Gesetze'.
Ein Aspekt des Fetischs ist also, daß kapitalistische gesellschaftliche Beziehungen
nicht als solche in Erscheinung treten, und sich zudem antinomisch, als Gegensatz
von Abstraktem und Konkretem, darstellen. Und weil beide Seiten der Antinomie vergegenständlicht
sind, erscheint jede als quasi-natürlich: Die abstrakte Seite tritt in der
Gestalt von 'objektiven' Naturgesetzen auf, und die konkrete Seite erscheint als
reine stoffliche Natur. Die Struktur entfremdeter gesellschaftlicher Beziehung,
die dem Kapitalismus eigen ist, hat die Form einer quasi-natürlichen Antinomie,
in der Gesellschaftliches und Historisches nicht mehr erscheinen.
Diese Antinomie wiederholt sich im Gegensatz positivistischer und romantischer Denkweisen.
Die Mehrzahl der kritischen Untersuchungen fetischistischer Denkformen bezieht sich
vor allem auf jenen Strang der Antinomie, der das Abstrakte als überhistorisch
hypostasiert - das sogenannte positive bürgerliche Denken - und damit den gesellschaftlichen
und historischen Charakter der bestehenden Beziehungen verschleiert. In diesem Beitrag
geht es um den anderen Strang, nämlich um jene Form von Romantizismus und Revolte,
die ihrem Selbstverständnis nach antibürgerlich sind, in Wirklichkeit
jedoch das Konkrete hypostasieren und damit innerhalb der Antinomie der kapitalistischen
Beziehungen verharren.
Formen antikapitalistischen Denkens, die innerhalb der Unmittelbarkeit dieser Antinomie
verharren, tendieren dazu, den Kapitalismus nur unter der Form der Erscheinungen
der abstrakten Seite dieser Antinomie wahrzunehmen, zum Beispiel Geld als 'Wurzel
allen Übels'. Dem wird die bestehende konkrete Seite dann als das 'natürliche'
oder ontologisch Menschliche das vermeintlich außerhalb der Besonderheit kapitalistischer
Gesellschaft stehe, positiv dargestellt. So wird - wie etwa bei Proudhon - konkrete
Arbeit al das nichtkapitalistische Moment verstanden, das der Abstraktheit des Geldes
entgegengesetz ist. Daß konkrete Arbeit selbst kapitalistische gesellschaftliche
Beziehungen verkörpert und von ihnen materiell geformt wird, wird nicht gesehen.
Mit der Fortentwicklung des Kapitalismus, der Kapitalform und ihres Fetischs bekommt
die dem Warenfetisch innewohnende Naturalisierung neue Dimensionen. Wie bei der
Warenform ist die Kapitalform durch das antinomische Verhältnis des Abstrakten
und Konkreten, die beide natürlich erscheinen, gekennzeichnet. DIe Qualität
des 'Natürlichen' ist aber unterschiedlich. Die des Warenfetischs ist die letzten
Endes harmonische Beziehung einzelner abgeschlossener Einheiten (Dieses Denkmodell
steht nicht nur hinter der klassischen politischen Ökonomie und der Naturrechtslehre
des 18. Jahrhunderts, sondern auch hinter dem Frühsozialismus und Anarchismus.)
Das Kapital ist nach Marx in seiner prozessualen Form als selbstverwertenden Wert
charakterisiert, als die unaufhörliche rastlose Selbstvermehrung des Werts.
Es erscheint in der Form von Geld sowie von Waren, das heißt, es hat keine
fertige unfd endgültige Gestalt. Kapital erscheint als reiner abstrakter Prozeß.
Seine konkrete Dimension ändert sich dementsprechend: Individuelle Arbeiten
bilden nicht länger abgeschlossene Einheiten, sondern werden mehr und mehr
zu Teilkomponenten eines größeren dynamischem Systems, das Mensch wie
Maschine umfaßt und dessen Zweck Produktion um der Produktion willen ist.
Das Ganze wird größer als die Summe der sie konstituierenden Individuen
und hat einen Zweck, der außerhalb ihrer liegt. Die Kapitalform gesellschaftlicher
Verhältnisse hat einen blinden, prozessualen, quasi-organischen Charakter.
Die dem Fetisch immanente Naturalisierung wird zunehmend biologisch aufgefaßt.
Das mechanische Weltbild des 17. udn 18. Jahrhunderts verliert an Bedeutung; mehr
und mehr übernehmen organische Prozesse an Stelle statischer Mechanik die Form
des Fetischs. Das drückt sich zum Beispiel in der Verbreitung solcher Denkformen
aus wie der Lehre vom Staat als lebendigen Organismus, aber auch in den Rassentheorien
und der zunehmenden Bedeutung des Sozialdarwinismus im späten 19. Jahrhundert.
Gesellschaft wie historischer Prozeß werden zunehmend biologisch begriffen.
Diesen Aspekt des Kapitalfetischs will ich jedoch nicht weiterverfolgen. Festzuhalten
ist, welche Wahrnehmungsweisen von Kapital sich daraus ergeben. Wie angedeutet,
läßt der 'Doppelcharakter' auf der logischen Ebene der Warenanalyse die
Arbeit als ontologische Betätigungsweise erscheinen und nicht als Tätigkeit,
die materiell von den gesellschaftlichen Beziehungen geformt wird; er stellt die
Ware als rein stoffliches Ding dar und nicht als Vergegenständlichung vermittelter
gesellschaftlicher Beziehungen. Auf der logischen Ebene des Kapitals läßt
der 'Doppelcharakter' (Arbeits- und Verwertungsprozeß) industrielle Produktion
als ausschließlich materiellen schöpferischen Prozeß, ablösbar
vom Kapital, erscheinen. Die manifeste Form des Konkreten ist nun organischer. So
kann das industrielle Kapital als direkter Nachfolger 'natürlicher' handwerklicher
Arbeit auftreten, und, im Gegensatz zum 'parasitären' Finanzkapital, als 'organisch
verwurzelt'. Seine Organisation scheint der Zunft verwandt zu sein; der gesellschaftliche
Zusammenhang, in dem er sicch befindet, wird als eine übergeordnete organische
Einheit gefaßt: Gemeinschaft, Volk, Rasse.
Kapital selbst - oder das, was als negativer Aspekt des Kapitalismus verstanden
wird - wird lediglich in der Erscheinungsform seiner abstrakten Dimensionen verstanden:
als Finanz- und zinstragenden Kapital. In dieser Hinsicht steht die biologistische
Ideologie, die die konkrete Dimension (des Kapitalismus) als 'natürlich' und
'gesund' dem Kapitalismus (wie er erscheint) gegenüberstellt, *nicht* im Widerspruch
zur Verklärung des Industriekapitals und seiner Technologie. Beide stehen auf
der 'dinglichen' Seite der Antinomie.
Das wird gewöhnlich mißverstanden. So zum Beispiel von Norman Mailer,
der in einer Verteidigung des Neo-Romantizismus (und Sexismus) in seinem Buch The
Prisoner of Sex schrieb, daß Hitler zwar von Blut gesprochen, aber die Maschine
gebaut habe. Dabei blieb unverstanden: In fetischistischen 'Antikapitalismus dieser
Art wird beides, Blut wie Maschine, als konkretes Gegenprinzip zum Abstrakten gesehen.
Die positive Hervorhebung der 'Natur', des Blutes, des Bodens, der konkreten Arbeit,
der Gemeinschaft, geht ohne weiteres zusammen mit einer Verherrlichung der Technologie
und des industriellen Kapitals. Diese Denkweisen sind genausowenig anachronistisch
oder Ausdruck einer historischen Ungleichzeitigkeit zu nennen, wie der Aufstieg
der Rassentheorien im späten 19. Jahrhundert als Atavismus aufzufassen ist.
Sie sind historisch neue Denkformen, nicht die Wiederauferstehung einer älteren
Form. Sie erscheinen nur atavistisch oder anachronistisch aufgrund der Betonung
der biologischen Natur. Das ist jedoch selbst Teil des Fetischs, der das 'Natürliche'
als 'wesensgemäß' und ursprungsnäher erscheinen läßt
und die geschichtliche Entwicklung als zunehmend künstlich. Solche Denkformen
begleiten die Entwicklung des industriellen Kapitalismus. Sie sind Ausdruck jenes
antinomischen Fetischs,der die Vorstellung erzeugt, das Konkrete sei 'natürlich'
und dabei das gesellschaftlich 'Natürliche' zunehmend so darstellt, daß
es biologisch erscheint. Diese Form des 'Antikapitalismus' erscheint daher nur so,
als ob sie sehnsüchtig rückwärts gewandt sei; als Ausdruck des Kapitalfetischs
drängt sie in Wirklichkeit vorwärts. Sie tritt auf im Übergang vom
liberalen zum organisierten industriellen Kapitalismus. (7)
Diese Form des 'Antikapitalismus' beruht also auf dem einseitigen Angriff auf das
Abstrakte. Abstraktes und Konkretes werden nicht in ihrer Einheit als begründende
Teile einer Antinomie verstanden, für die gilt, daß die wirkliche Überwindung
des Abstrakten - der Wertseite - die geschichtlich-praktische Aufhebung des Gegensatzes
selbst sowie jeder seiner Seiten einschließt. Statt dessen findet sich der
einseitige Angriff gegen die abstrakte Vernunft, das abstrakte Recht und, auf anderer
Ebene, gegen das Geld- und Finanzkapital. So gesehen entspricht dieses Denken seiner
komplementären liberalen Position in antinomischer Weise: Im Liberalismus bleibt
die Herrschaft des Abstrakten unbefragt; eine Unterscheidung zwischen positiver
und kritischer Vernunft wird nicht getroffen.
Der 'antikapitalistische' Angriff bleibt jedoch nicht bei der Attacke auf das Abstrakte
als Abstraktem stehen. Selbst die abstrakte Seite erscheint vergegenständlicht.
Auf der Ebene des Kapitalfetischs wird nicht nur die konkrete Seite naturalisiert
und biologisiert, sondern auch die erscheinende abstrakte Seite, die nun in Gestalt
von Juden wahrgenommen wird. So wird der Gegensatz von stofflich Konkretem und Abstraktem
zum rassischen Gegensatz von Arier und Jude. Der moderne Antisemitismus besteht
in der Biologisierung des Kapitalismus - der selbst nur unter der Form des erscheinenden
Abstrakten verstanden wird - als internationales Judentum.
Meiner Deutung nach wurden die Juden also nicht nur mit dem Geld, das heißt
der Zirkulationssphäre, sondern mit dem Kapitalismus überhaupt gleichgesetzt.
Diese fetischisierte Anschauung schloß in ihrem Verständnis des Kapitalismus
alle konkreten Aspekte wie Industrie und Technologie aus. Der Kapitalismus erschien
nur noch als das Abstrakte, das wiederum für die ganze Reihe konkreter gesellschaftlicher
und kultureller Veränderungen, die mit der schnellen Industrialisierung verbunden
sind, verantwortlich gemacht wurde. Die Juden wurden nicht bloß als *Repräsentanten*
des Kapitals angesehen (in diesem Fall wären die antisemitischen Angriffe wesentlich
klassenspezifischer gewesen), sie wurden vielmehr zu *Personifikationen* der unfaßbaren,
zerstörerischen, unendlich mächtigen, internationalen Herrschaft des Kapitals.
Bestimmte Formen antikapitalistischer Unzufriedenheit richteten sich gegen die in
Erscheinung tretende Gestalt des Juden, und zwar nicht etwa, weil die Juden bewußt
mit der Wertdimension identifiziert wurden, sondern vielmehr deshalb, weil durch
den Gegensatz seiner konkreten und abstrakten Dimensionen der Kapitalismus selbst
so erscheinen konnte. Deshalb geriet die 'antikapitalistische'Revolte zur Revolte
gegen die Juden. Die Überwindung des Kapitalismus und seiner negativen Auswirkungen
wurde mit der Überwindung der Juden gleichgesetzt. (8)
III
Obwohl die innere Verbindung zwischen jener Art des 'Antikapitalismus', der den
Nationalsozialismus beeinflußte, und dem Antisemitismus gezeigt worden ist,
bleibt die Frage offen, warum die biologische Interpretation der abstrakten Seite
des Kapitalismus sich an den Juden festmacht.
Diese 'Wahl' war innerhalb des europäischen Kontextes keineswegs zufällig.
Die Juden hätten durch keine andere Gruppe ersetz werden können. Dafür
gibt es vielfältige Gründe. Die lange Geschichte des Antisemitismus in
Europa und die damit verbundene Assoziation Juden = Geld ist wohlbekannt. Die Periode
der schnellen Expansion des industriellen Kapitals im letzten Dritte des 19. Jahrhunderts
fiel mit der politischen und gesellschaftlichen Emanzipation der Juden in Mitteleuropa
zusammen. Die Zahl der Juden an den Universitäten, in den freien Berufen, im
Journalismus, den schönen Künsten, im Einzelhandel nahm immer schneller
zu - das heißt, die Juden wurden in der bürgerlichen Gesellschaft rasch
aufgenommen, besonders in Sphären und Berufen, die sich gerade ausweiteten
und mit der neuen Form verbunden waren, die die Gesellschaft gerade annahm. Man
könnte viele andere Faktoren berücksichtigen. Einen möchte ich hervorheben:
Ebenso wie die Ware, als gesellschaftliche Form, ihren 'Doppelcharakter' in dem
entäußerten Gegensatz zwischen dem Abstrakten (Geld) und dem Konkreten
(der Ware) ausdrückt, so ist die bourgeoise Gesellschaft durch die Trennung
zwischen Staatsbürger und (Privat-)Person dar. Als Staatsbürger ist das
Individuum abstrakt. Das drückt sich zum Beispiel in der Vorstellung von der
Gleichheit aller vor dem (abstrakten) Gesetz (zumindestens in der Theorie) aus oder
in der Forderung 'eine Person, eine Stimme'. Als eine (Privat-)Person ist das Individuum
konkret, eingebettet in reale Klassenbeziehungen, die als 'privat' angenommen werden;
das heißt, sie betreffen die bürgerliche Gesellschaft (im Gegensatz zum
Staat) und sollen keinen politischen Ausdruck finden. In Europa war jedoch die Vorstellung
von der Nation als einem rein politischen Wesen, abstrahiert aus der Substantialität
der bürgerlichen Gesellschaft, nie vollständig verwirklicht. Die Nation
war nicht nur eine politische Entität, sie war auch konkret, durch gemeinsame
Sprache, Geschichte, Traditionen und Religion bestimmt. In diesem Sinne erfüllten
die Juden nach ihrer politischen Emanzipation als einzige Gruppe in Europa die Bestimmung
von Staatsbürgerschaft als rein politischer Abstraktion. Sie waren deutsche
oder französische Staatsbürger, aber keine richtigen Deutschen oder Franzosen.
Sie gehört abstrakt zur Nation, aber nur selten konkret. Sie waren außerdem
noch Staatsbürger der meisten europäischen Länder.
Diese Realität der Abstraktheit, die nicht nur die Wertdimension in ihrer Unmittelbarkeit
kennzeichnet, sondern auch mittelbar den bürgerlichen Staat und das Recht,
wurde genau mit den Juden identifiziert. In einer Periode, in der das Konkrete gegenüber
dem Abstrakten, dem 'Kapitalismus' und dem bürgerlichen Staat verklärt
wurde, entstand daraus eine fatale Verbindung: Die Juden wurden als wurzellos, international
und abstrakt angesehen.
IV
Der moderne Antisemitismus ist also eine besonders gefährliche Form des Fetischs.
Seine Macht und Gefahr liegen darin, daß er eine umfassende Weltanschauung
liefert, die verschiedene Arten antikapitalistischer Unzufriedenheit scheinbar erklärt
und ihnen politischen Ausdruck verleiht. Er läßt den Kapitalismus aber
dahingehend bestehen, als er nur die Personifizierung jener gesellschaftlichen Form
angreift. Ein so verstandener Antisemitismus ermöglicht es, ein wesentliches
Moment des Nazismus als verkürzten Antikapitalismus zu verstehen. Für
ihn ist der Haß auf das Abstrakte charakteristisch. Seine Hypostasierung des
existierenden Konkreten mündet in einer einmütigen, grausamen - aber nicht
notwendig haßerfüllten Mission: der Erlösung der Welt von der Quelle
allen Übels in Gestalt der Juden.
Die Ausrottung des europäischen Judentums ist ein Anzeichen dafür, daß
es viel zu einfach ist, den Nazismus als eine Massenbewegung mit antikapitalistischen
Obertönen zu bewerten, die diese Hülse 1934 in Röhm-Putsch abwarf,
nachdem sie erst einmal ihren Zweck erreicht und sich in Form staatlicher Gewalt
gefestigt hatte. Zum einen sind ideologische Formen nicht einfach Bewußtseinsmanipulationen.
Und zum anderen mißversteht diese Auffassung das Wesen des 'Antikapitalismus'
der Nazis - das Ausmaß, in dem es der antisemitischen Weltanschauung innerlich
verbunden war. Es stimmt, daß auf den konkreten und plebejischen 'Antikapitalismus'
der SA 1934 verzichtet wurde; nicht verzichtet wurde jedoch auf die antisemitische
Grundhaltung - die 'Erkenntnis', daß die Quelle allen Übels das Abstrakte
sei - der Jude.
Und die Folgen: Eine kapitalistische Fabrik ist ein Ort, an dem Wert produziert
wird, der 'unglücklicherweise' die Form der Produktion von Gütern annehmen
muß. Das Konkrete wird als der notwendigste Träger des Abstrakten produziert.
Die Ausrottungslager waren demgenüber *keine* entsetzliche Version einer solchen
Fabrik, sondern müssen eher als ihre groteske arische 'antikapitalistische'
*Negation* gesehen werden, das heißt zur Vernichtung der Personifizierung
des Abstrakten. Sie hatte die Organisation eines teuflischen industriellen Prozesses
mit dem Ziel, das Konkrete vom Abstrakten zu 'befreien'. Der erste Schritt dazu
war die Entmenschlichung, das heißt die 'Maske' der Menschlichkeit wegzureißen
und die Juden als das zu zeigen, was 'sie wirklich sind', Schatten, Ziffern, Abstraktionen.
Der zweite Schritt war dann, deise Abstraktheit auszurotten, sie in Rauch zu verwandeln,
jedoch auch zu versuchen, die letzten Reste des konkreten gegenständlichen
'Gebrauchswerts' abzuschöpfen: Kleider, Gold, Haare, Seife.
Auschwitz, nicht die 'Machtergreifung' 1933, war die wirkliche 'Deutsche Revolution'
- die wirkliche Schein-'Umwälzung' der bestehenden Gesellschaftsformation.
Diese Tat sollte die Welt vor der Tyrannei des Abstrakten bewahren. Damit jedoch
'befreiten' die Nazis sich selbst aus der Menschheit.
Militärisch verloren die Nazis den Krieg. Sie gewannen ihren Krieg, ihre 'Revolution'
gegen das europäische Judentum. Sie ermordeten nicht nur sechs Millionen jüdische
Kinder, Frauen und Männer. Es ist ihnen gelungen eine Kultur zu zerstören
- eine sehr alte Kultur -, die des europäischen Judentums. Diese Kultur war
durch eine Tradition gekennzeichnet, die eine komplizierte Spannung von Besonderheit
und Allgemeinheit in sich vereinigte. Diese innere Spannung wurde als äußere
in der Beziehung der Juden zu ihrer christlichen Umgebung verdoppelt. Die Juden
waren niemals völlig außerhalb dieser Gesellschaften. Dies hatte für
die Juden häufig verheerende Auswirkungen, manchmal jedoch auch sehr fruchtbare.
Dieses Spannungsfeld sedementierte sich im Zuge der Emanzipation in den meisten
jüdischen Individuen. Die schließliche Lösung dieser Spannung zwischen
Besonderen und Allgemeinen ist in der jüdischen Tradition eine Funktion der
Zeit, der Geschichte - die Ankunft des Messias. Vielleicht jedoch hätte das
europäische Judentum angesichts der Säkularisierung und Assimilation jene
Spannung aufgegeben. Vielleicht wäre jene Kultur schrittweise als lebendige
Tradition verschwunden, bevor die Auflösung des Besonderen und des Allgemeinen
verwirklicht worden wäre. Hierauf wird es niemals mehr eine Antwort gegen können.
Moishe Postone, Nationalsozialismus und Antisemitismus, in: D.Diner, Zivilisationsbruch,
242ff)
Dort können die Fußnoten nachgelesen werden.
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]
Most recent revision: April 07, 1998
E-MAIL:
Martin Blumentritt